Symptome
In den meisten Fällen stellt sich eine symptomatische Nebenniereninsuffizienz ein, bevor funktionelle Störungen anderer endokriner Organe klinisch werden. Daher präsentieren viele PAS2-Patienten anfänglich unspezifische Symptome, die auf einem Morbus Addison beruhen: Besonders häufig wird über vermehrte Müdigkeit und Schwäche, abdominelle Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung berichtet. Die Patienten verlieren ihren Appetit und langfristig auch an Gewicht [1], während sie gleichzeitig Salzhunger verspüren. Ihr Blutdruck ist in der Regel erniedrigt. In der Allgemeinuntersuchung fallen mitunter hyperpigmentierte Bereiche der Haut und Schleimhäute auf [2]. Trotz der teilweisen Hyperpigmentierung leiden viele PAS2-Patienten an Vitiligo. Hierbei handelt es sich allerdings um ein unspezifisches Symptom von Autoimmunerkrankungen und nicht um eine Folge der Nebenniereninsuffizienz.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung manifestieren sich Funktionsstörungen der Schilddrüse und/oder ein Diabetes mellitus Typ 1 [3]; selten wird eine Funktionsstörung der Schilddrüse vor der Nebenniereninsuffizienz klinisch. Bezüglich der Schilddrüsenproblematik wird häufiger über eine autoimmun vermittelte Thyreoiditis mit folgender Hypothyreose berichtet als über einen Morbus Basedow, und die Betroffenen fühlen sich müde und schwach, tolerieren Kälte nur schlecht, leiden an trockener Haut, Myxödemen und Verstopfung. Sie neigen zur Gewichtszunahme und in einigen Fällen wird ein verstärkter Haarausfall beschrieben. Der Morbus Basedow hingegen zeigt sich in Symptomen eines Hyperthyreoidismus, d.h. die Patienten sind unruhig und angespannt, hitzeintolerant, leiden an Diarrhoe und Gewichtsverlust sowie an Bluthochdruck und Arrythmien. Leitsymptome des Diabetes mellitus Typ 1 sind Polyurie und Polydipsie.
Weitere Symptome resultieren aus der Involvierung der Nebenschilddrüsen, der Hypophyse, der Keimdrüsen, des Gastrointestinaltrakts und der Muskulatur ins Krankheitsgeschehen und umfassen beispielsweise:
Diagnostik
Da es sich beim PAS2 um eine hereditäre Erkrankung handelt, kann die familiäre Anamnese wichtige Hinweise auf die Ursache der endokrinen Störungen liefern, wenn auch der Erbgang noch nicht vollständig verstanden ist [4] [5]. An die klinische Untersuchung schließen sich meist Blutanalysen an, die Befunde liefern, die charakteristisch für die jeweilige Endokrinopathie sind:
- Ein Morbus Addison geht mit einer Hypoglykämie, Hyponatriämie, Hyperkaliämie und Azidose einher.
- Die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sowie des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) zeigen eine Hypo- oder Hyperthyreose an.
- Der Diabetes mellitus Typ 1 ist durch eine insulinabhängige Hyperglykämie gekennzeichnet.
Weitere pathologische Befunde können in Abhängigkeit von zusätzlichen Organpathologien erhoben werden. Subklinische Endokrinopathien können unter Umständen nachgewiesen werden, indem auf Autoantikörper gegen organspezifische Antigene untersucht wird.
Die Untersuchungen, die zur Bestätigung einzelner Endokrinopathien erforderlich sind, differieren nicht zwischen PAS2-Patienten und jenen Individuen, die nicht syndromisch erkrankt sind. Die zugehörigen Resultate bilden die Basis der PAS2-Diagnose, allerdings wird die Erkrankung nicht immer gleich definiert: Während einige Autoren fordern, dass ein Morbus Addison und mindestens eine weitere Endokrinopathie vorliegen, wird anderswo von mindestens zwei endokrinen Störungen aus der Trias Morbus Addison, Funktionsstörung der Schilddrüse und Diabetes mellitus Typ 1 gesprochen, ohne dass die Nebenniereninsuffizienz unbedingte Voraussetzung zur Diagnose ist [6].
Therapie
Die Behandlung von APS Typ 2 zielt darauf ab, die Hormondefizite zu ersetzen und die Symptome zu kontrollieren. Patienten mit Morbus Addison erhalten in der Regel Glukokortikoide und Mineralokortikoide. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird Levothyroxin verschrieben, und Insulintherapie ist bei Typ-1-Diabetes erforderlich. Eine regelmäßige Überwachung und Anpassung der Medikation sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.
Prognose
Die Prognose von APS Typ 2 hängt von der frühzeitigen Diagnose und der effektiven Behandlung ab. Mit einer angemessenen Therapie können viele Patienten ein normales Leben führen. Unbehandelt kann die Erkrankung jedoch zu schweren Komplikationen führen, einschließlich einer Addison-Krise, die lebensbedrohlich sein kann.
Ätiologie
Die genaue Ursache von APS Typ 2 ist unbekannt, aber es wird angenommen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Die Erkrankung tritt häufig familiär gehäuft auf, was auf eine genetische Prädisposition hinweist. Umweltfaktoren und Infektionen könnten ebenfalls zur Krankheitsentwicklung beitragen.
Epidemiologie
APS Typ 2 ist eine seltene Erkrankung, die häufiger bei Frauen als bei Männern auftritt. Die Prävalenz wird auf etwa 1 von 20.000 Menschen geschätzt. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, wird jedoch am häufigsten im dritten bis vierten Lebensjahrzehnt diagnostiziert.
Pathophysiologie
Bei APS Typ 2 greift das Immunsystem fälschlicherweise die Zellen der endokrinen Drüsen an, was zu einer verminderten Hormonproduktion führt. Die genauen Mechanismen sind nicht vollständig verstanden, aber Autoantikörper spielen eine zentrale Rolle bei der Zerstörung der Drüsenzellen.
Prävention
Da die genauen Ursachen von APS Typ 2 nicht bekannt sind, gibt es keine spezifischen Präventionsmaßnahmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der einzelnen Komponenten der Erkrankung können jedoch helfen, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Zusammenfassung
Das Autoimmune Polyendokrine Syndrom Typ 2 ist eine komplexe Autoimmunerkrankung, die mehrere endokrine Drüsen betrifft. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Therapie sind entscheidend für die Kontrolle der Symptome und die Vermeidung von Komplikationen. Die Erkrankung erfordert eine lebenslange medizinische Betreuung und regelmäßige Überwachung.
Patientenhinweise
Patienten mit APS Typ 2 sollten regelmäßig ihre Hormonspiegel überprüfen lassen und ihre Medikation entsprechend anpassen. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Endokrinologen ist wichtig, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Patienten sollten sich über die Anzeichen einer Addison-Krise bewusst sein und wissen, wann sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.
Quellen
- Bain A, Stewart M, Mwamure P, Nirmalaraj K. Addison's disease in a patient with hypothyroidism: autoimmune polyglandular syndrome type 2. BMJ Case Rep. 2015; 2015.
- Sünkel S, Wichmann-Hesse A, Gartner R, Hesse G. [Increasing pigmentation in Schmidt syndrome (polyglandular autoimmune syndrome type II]. Hautarzt. 2001; 52(10 Pt 2):974-976.
- Betterle C, Lazzarotto F, Presotto F. Autoimmune polyglandular syndrome Type 2: the tip of an iceberg? Clin Exp Immunol. 2004; 137(2):225-233.
- Ballarini A, Lee-Kirsch MA. Genetic dissection of autoimmune polyendocrine syndrome type 2: common origin of a spectrum of phenotypes. Ann N Y Acad Sci. 2007; 1110:159-165.
- Robles DT, Fain PR, Gottlieb PA, Eisenbarth GS. The genetics of autoimmune polyendocrine syndrome type II. Endocrinol Metab Clin North Am. 2002; 31(2):353-368, vi-vii.
- Lankisch TO, Jaeckel E, Strassburg CP, Manns MP. [Autoimmune polyglandular syndromes]. Internist (Berl). 2005; 46(7):750-758.