Symptome
Entscheidend für die Diagnose ist die Berufsanamnese als Quelle für Einwirkung der Chemikalie. Berufe mit möglicher Exposition sind die Primärproduktion, Kernkraft, Rückgewinnung von Schrott-Legierungen, Luft- und Raumfahrt-, Elektronik und Metallbearbeitung .
Arbeiter, die mit Zündkerzen, Laserröhren, Turbinenrotorschaufeln, Kernwaffen, Keramik-Applikationen, elektrische Komponenten, Öl-und Gasindustrie, Flugzeugmotoren und Getriebe oder Schweißelektroden arbeiten, sind einem hohen Risiko ausgesetzt.
Das erste Symptom ist Husten gefolgt von Reizung des Rachens und der Speiseröhre, die zu Schmerz und Entzündung führt. Rhinitis und Nasenausfluss sind eine Folge der Reizung der Nasenschleimhäute.
Anschließend folgt eine chemische Lungenentzündung, mit fortschreitender Atemnot, Brustschmerzen und Lymphknotenschwellung. Dermatitis durch Hautkontakt mit Beryllium und Hepatosplenomegalie sind ebenso typische Anzeichen. Allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Gewichtsverlust und Gelenkschmerzen sind häufig.
Diagnostik
Die Diagnose kann durch eine Kombination von Bluttests, Bildgebung und andere Tests wie Spirometrie und Lungenfunktionstests gestellt werden. Wichtig ist die Differenzierung der Granulome der Sarkoidose und Tuberkulose. Allergische Alveolitis und idiopathische Lungenfibrose (IPF) sind die beiden anderen Differentialdiagnosen, die ausgeschlossen werden müssen.
Labor
Beryllium-Lymphozytenproliferationstest (BeLPT) ist ein erweiterter Bluttest um die chronische Berylliose zu diagnostizieren. Peripheren Blutproben werden gesammelt und mononukleäre Zellen gegenüber Berylliumsalzen für unterschiedliche Zeiträume bei verschiedenen Konzentrationen ausgesetzt. Zellproliferation wird als positive Antwort für die Sensibilisierung gegenüber Beryllium gewertet [4] [5]. Der Test steht nur in spezialisierten Zentren zur Verfügung.
Bildgebung
Röntgenuntersuchungen sind in etwa der Hälfte der Patienten mit Berylliose unauffällig. Mögliche Befunde können erhöhte interstitielle Markierungen und hiläre Lymphadenopathie sein. Hochauflösende Computertomographie-(HRCT)-Scans zeigen leichte Verschattungen, Septum-Linien oder Knötchen im Parenchym [6]. HRCT-Scans sind genauer als Röntgenaufnahmen. Trotzdem sind HRCT-Scans bei fast einem Viertel der Patienten mit dokumentierter Berylliose negativ.
Andere Tests
Spirometrie und Lungenfunktionstests zeigen die restriktive Lungenfunktion durch die Einwirkung der Chemikalie. Eine Studie zeigte ein obstruktives Atemmuster in 39% der Patienten, ein restriktives Atemmuster in 20% der Fälle und eine geringe Lungenkapazität für Kohlenmonoxid (DLCO) in 36% der Patienten. Bei bestimmten Personen könnte eine Lungenbiopsie notwendig sein, um Granulationen, sowie Beryllium-Ablagerungen zu untersuchen.
Invasive Verfahren
Flexible Bronchoskopie oder eine transbronchiale Biopsie sind oft die ersten notwendigen invasiven Verfahren bei einem Verdachtsfall. Die Lavage zeigt > 20% Lymphozyten. 6 hochwertige transbronchiale Biopsie-Proben sollten gesammelt werden, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.
Histologische Studien zeigen nicht-verkäsende Granulome, diese sind typische bei Berylliose.
Therapie
Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt, da es sich um eine irreversible Schädigung des Lungengewebes handelt. Kortikosteroide bleiben die am häufigsten eingesetzten Medikamenten. Bei Nebenwirkungen kann eine Methotrexat-Therapie begonnen werden.
Prüfungen der Lungenfunktion, um die Wirkung der Medikamente zu überprüfen, werden empfohlen. Prävention der Exposition für längere Zeiträume ist die beste Option bei Personen, die anfällig sind.
Studien deuten darauf hin, dass die aktuellen Vorschriften der durchschnittlichen Höchstgehalte von 2mcg/m3 zu hoch sind [7]. Lungentransplantationen sind die letzte, chirurgische Option.
Prognose
Ätiologie
In früheren Tagen wurde die Berylliose bei Menschen festgestellt, die in den Fabriken arbeiteten, in denen Leuchtstofflampen hergestellt wurden.
Die Hauptursache der Krankheit ist die Exposition gegenüber Beryllium-Dämpfen durch Inhalation sowie Hautkontakt mit Staub. Jeder Kontakt mit der Chemikalie führt zu einer Überempfindlichkeitsreaktion, wodurch sich Granulome in der Lunge bilden.
Auch in der Luftfahrt-und Keramikindustrie, wo Beryllium eine häufig verwendete Chemikalie ist, wurden Fälle gesehen.
Epidemiologie
Die Krankheit ist häufiger bei Menschen, die in Branchen arbeiten, in denen Beryllium als Chemikalie verwendet wird.
Nur etwa 1-10% der Menschen, die eine Exposition gegenüber Beryllium erfahren, entwickeln eine Überempfindlichkeit gegenüber Beryllium und ein noch kleinerer Teil entwickelt daraus eine chronische Krankheit. Die Bereiche mit der größten Exposition, haben die höchsten Befallsraten.
Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Eine genetische Prädisposition existiert. Eine Studie zeigte, dass 97% der Patienten mit Berylliose eine Variante des Haupthistokompatibilitätskomplexes HLA-DPB1 (Glu 69) hatten [1]. Die chronische Berylliose wurde bei Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen beobachtet.
Pathophysiologie
Die Exposition gegenüber Beryllium erfolgt entweder durch Einatmen von Dämpfen oder Staub oder durch Hautkontakt. Das meiste Beryllium wird über den Urin ausgeschieden, die Halbwertszeit für die pulmonale Clearance liegt zwischen vielen Wochen bis zu sechs Monaten. Unlöslichere Formen werden teilweise nicht mehr abgebaut.
Die Reaktion, die unter Einwirkung von Beryllium auftritt, ist eine Spättyp-(Typ IV)-Überempfindlichkeitsreaktion. Beryllium fungiert als Hapten und regt die lokale Produktion und Anreicherung von spezifischen T-Zellen an.
Nach Inhalation gibt es eine Ansammlung von CD4 +-Lymphozyten im Lungenparenchym. Die T-Helferzellen zeigen eine starke proliferative Reaktion bei Exposition gegenüber Beryllium [2]. In einer Studie von Van Dyke wurde festgestellt, dass die Substitution einer Glutaminsäure an der Position 69 in einem HLA-Gen, gekoppelt mit der chronischen Beryllium-Exposition zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an Berylliose zu erkranken führte [3].
Die Chemikalie wirkt auch in anderen nicht-spezifischen Weisen und fördert zelluläre Vorgänge, die letztlich zur Bildung von Granulomen führen. Mit Fortschreiten der Krankheit, werden die Granulome besser organisiert und Faserknötchen, die zur Einschränkung der Lungenfunktion führen, bilden sich.
Prävention
Berylliumexposition tritt vor allem durch Einatmen von Berylliumdämpfen oder Hautkontakt auf.
Zusammenfassung
Die Berylliose tritt als akute oder als chronische Erkankung auf.
Die chronische Berylliose ist eine Berufserkrankung, die durch eine stetige Exposition mit Beryllium hervorgerufen wird. Sie gehört zur Gruppe der malignen Pneumokoniosen.
Die Erkrankung ist histologisch durch nicht verkäsende Granulome gekennzeichnet, die bevorzugt an Lunge und Haut auftreten.
Die wichtigste Differentialdiagnose ist die Sarkoidose. Beide Erkrankungen sind weder klinisch, noch radiologisch voneinander zu unterscheiden. Daher ist eine Berufsanamnese und ein Allergietest, welcher eine Sensibilisierung gegenüber Beryllium zeigt, notwendig.
Patientenhinweise
Die Berylliose ist eine chronische Krankheit, die durch erhöhte Empfindlichkeit des Immunsystems bei wiederholter Exposition gegenüber Beryllium auftritt.
Die Person, die Beryllium ausgesetzt ist, entwickelt eine übertriebene Immunantwort auf das Beryllium-Teilchen. Es behandelt die Beryllium-Teilchen als fremd und entwickelt eine allergische Reaktion darauf. Auch nach vielen Jahren nach der Exposition können sich die Symptome erst entwickeln.
Häufige Symptome sind Husten, Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut), Fieber, Pharyngitis (Rachenentzündung), Müdigkeit, Gewichtsverlust, Dyspnoe (Atemnot) und Appetitlosigkeit.
All die oben genannten Symptome sind sehr häufig bei Sarkoidose und Tuberkulose, die ausgeschlossen werden müssen.
Die Patienten können symptomatisch behandelt werden, meist mit langfristiger Gabe von Kortikosteroiden. Die letzte Option ist eine Transplantation der Lunge.
Quellen
- Richeldi L, Sorrentino R, Saltini C. HLA-DPB1 glutamate 69: a genetic marker of beryllium disease. Science. Oct 8 1993;262(5131):242-4
- Saltini C, Winestock K, Kirby M, Pinkston P, Crystal RG. Maintenance of alveolitis in patients with chronic beryllium disease by beryllium-specific helper T cells. N Engl J Med. Apr 27 1989;320(17):1103-9.
- Van Dyke MV, Martyny JW, Mroz MM, et al. Risk of Chronic Beryllium Disease by HLA-DPB1 E69 Genotype and Beryllium Exposure in Nuclear Workers. Am J Respir Crit Care Med. Mar 11 2011
- Barna BP, Culver DA, Yen-Lieberman B, Dweik RA, Thomassen MJ. Clinical application of beryllium lymphocyte proliferation testing. Clin Diagn Lab Immunol. Nov 2003;10(6):990-4.
- Rossman MD, Kern JA, Elias JA, Cullen MR, Epstein PE, Preuss OP, et al. Proliferative response of bronchoalveolar lymphocytes to beryllium. A test for chronic beryllium disease. Ann Intern Med. May 1988;108(5):687-93.
- Newman LS, Buschman DL, Newell JD Jr, Lynch DA. Beryllium disease: assessment with CT. Radiology. Mar 1994;190(3):835-40
- Kreiss K, Mroz MM, Newman LS, Martyny J, Zhen B. Machining risk of beryllium disease and sensitization with median exposures below 2 micrograms/m3. Am J Ind Med. Jul 1996;30(1):16-25.