Symptome
Personen mit chronischer Niereninsuffizienz haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre und metabolische Komplikationen wie Sekundärerkrankungen des Skelettsystems. Im Verlauf der Jahre nimmt die Lebensqualität der Patienten allmählich ab [1] [2] [3] [4]. Ein Leitsymptom der chronischen Niereninsuffizienz ist Anämie, die in bis zu 50% der Fälle auftritt [1] [4]. Die Anämie manifestiert infolge der eingeschränkten Fähigkeit der geschädigten Nieren Erythropoietin zu produzieren, was zu verschiedenen kardiovaskulären Krankheitsbildern wie einer linksventrikulären Hypertrophie, Hypertonie, Angina pectoris und Herzversagen führen kann [1] [4]. Schwindel, Erschöpfung und allgemeine Antriebslosigkeit wird bei der Mehrheit der Patienten beobachtet, hinzu kommen Pruritus und Schmerzsymptome [5]. Dyslipidämie ist ein häufiger Befund, der das Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen weiter begünstigt, die in diesem Kontext in bis zu 40% der Fälle fatal sind [1] [6]. Renale Osteodystrophie bezeichnet pathologische Veränderungen des Skelettsystems infolge einer chronischen Nierenerkrankung. Bei den vier Subtypen - Osteitis fibrosa cystica, Osteomalazie, adynamische Knochenkrankheit und kombinierte Osteodystrophie - sind eine Störung der Balance zwischen Knochenwachstum und -Abbau sowie hartnäckige Albuminurie und Proteinurie charakteristisch [1]. Anomalien im Elektrolyt- und Hormonhaushalt - speziell Hyperphosphatämie und Parathormonstörungen - treten im späteren Krankheitsverlauf auf und haben einen starken Effekt auf die Morbidität [1] [6].
Diagnostik
Die Diagnose einer chronischen Niereninsuffizienz ist im frühen Stadium nicht trivial, was umfassende Laboruntersuchungen umso notwendiger macht. Manchmal wird die chronische Niereninsuffizienz als Nierenschädigung bei gleichzeitig reduziertem Albuminwert infolge einer über mindestens drei Monate reduzierten Nierenfunktion, welche durch Berechnung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) auf Basis gemessener Kreatininwerte abgeschätzt wird, definiert [1] [3]. Aus diesem Grund ist eine komplette biochemische Analyse, insbesondere der Elektrolytwerte, des Harnstoffs und ganz besonders von Kreatinin im Serum in Kombination mit Harnanalysen zum allfälligen Nachweis einer Proteinurie nötig, um die Diagnose stellen zu können [1].
Hyperphosphatämie und Hyperparathyreoidismus sind häufige Befunde, ein großes Blutbild weist eine normochromatische normozytäre Anämie nach, was andere Krankheitsbilder wie z.B. einen Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel bei der Diagnoseerstellung ausschließt [1]. Bei der Bewertung der Nierenfunktion ist die Berechnung der GFR entscheidend, wodurch eine Klassifikation der chronischen Niereninsuffizienz möglich wird
- Stadium 1 - GFR ≥ 90 ml/min/1.73 m² Körperoberfläche bei gleichzeitigem Albuminverlust über den Urin
- Stadium 2 - GFR zwischen 60 und 89 ml/min/1.73 m²
- Stadium 3 - GFR zwischen 35 und 59 ml/min/1.73 m²
- Stadium 4 - GFR zwischen 15 und 29 ml/min/1.73 m²
- Stadium 5 - GFR < 15 ml/min/1.73 m²
Stadium 5 wird auch als terminale Niereninsuffizienz bezeichnet. Für die exakte Bestimmung des GFR Werts muss die Konzentration von Kreatinin im 24h-Urin durch die Kreatininkonzentration im Serum dividiert und mit dem ermittelten Harnvolumen des 24h-Urins multipliziert werden [1].
Therapie
Die Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. Zu den Therapieansätzen gehören:
- Medikamente: Blutdrucksenker, Diuretika und Medikamente zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
- Ernährungsumstellung: Eine nierenfreundliche Diät mit reduziertem Salz-, Eiweiß- und Kaliumgehalt.
- Dialyse: Bei fortgeschrittener Erkrankung kann eine Dialyse erforderlich sein, um die Nierenfunktion zu ersetzen.
- Nierentransplantation: In schweren Fällen kann eine Transplantation die beste Option sein.
Prognose
Die Prognose bei chronischer Niereninsuffizienz hängt vom Stadium der Erkrankung und der zugrunde liegenden Ursache ab. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität verbessern. Ohne Behandlung kann die Erkrankung jedoch zu Nierenversagen und anderen Komplikationen führen.
Ätiologie
Chronische Niereninsuffizienz kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter:
- Diabetes mellitus: Eine der häufigsten Ursachen.
- Bluthochdruck: Kann die Blutgefäße in den Nieren schädigen.
- Glomerulonephritis: Entzündung der Nierenfilter.
- Polyzystische Nierenerkrankung: Erbkrankheit, die zur Bildung von Zysten in den Nieren führt.
- Langfristiger Gebrauch bestimmter Medikamente: Wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).
Epidemiologie
Chronische Niereninsuffizienz ist weltweit verbreitet und betrifft Millionen von Menschen. Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu, und Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck sind in vielen Ländern auf dem Vormarsch. In Deutschland sind schätzungsweise 10% der Bevölkerung von einer eingeschränkten Nierenfunktion betroffen.
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie der chronischen Niereninsuffizienz umfasst eine allmähliche Schädigung der Nephrone, der funktionellen Einheiten der Niere. Diese Schädigung führt zu einer verminderten Filtrationsrate, was zu einer Ansammlung von Abfallprodukten im Blut führt. Im Laufe der Zeit kann dies zu einer vollständigen Funktionsstörung der Nieren führen.
Prävention
Präventive Maßnahmen können das Risiko einer chronischen Niereninsuffizienz verringern. Dazu gehören:
- Regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen: Zur Früherkennung von Risikofaktoren.
- Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle: Um Schäden an den Nieren zu vermeiden.
- Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Vermeidung von Rauchen.
- Vermeidung von übermäßigem Medikamentengebrauch: Besonders von NSAR.
Zusammenfassung
Chronische Niereninsuffizienz ist eine ernsthafte Erkrankung, die eine frühzeitige Diagnose und Behandlung erfordert, um Komplikationen zu vermeiden. Durch das Verständnis der Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten können Patienten und Ärzte gemeinsam daran arbeiten, die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Patientenhinweise
Für Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz ist es wichtig, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und die empfohlenen Behandlungspläne einzuhalten. Eine enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team kann helfen, die Erkrankung besser zu managen und die Lebensqualität zu erhalten. Achten Sie auf eine nierenfreundliche Ernährung und halten Sie sich an die verschriebenen Medikamente, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Quellen
- Thomas R, Kanso A, Sedor JR. Chronic Kidney Disease and Its Complications. Prim Care. 2008;35(2):329-vii.
- Coresh J, Selvin E, Stevens LA, et al. Prevalence of chronic kidney disease in the United States. JAMA. 2007;298(17):2038–2047.
- Levey AS, Eckardt KU, Tsukamoto Y, et al. Definition and classification of chronic kidney disease: a position statement from Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO). Kidney Int. 2005;67(6):2089–2100.
- McClellan W, Aronoff SL, Bolton WK, et al. The prevalence of anemia in patients with chronic kidney disease. Curr Med Res Opin. 2004;20(9):1501–1510.
- Almutary H, Bonner A, Douglas C. Symptom burden in chronic kidney disease: a review of recent literature. J Ren Care. 2013;39(3):140-150.
- Parmar MS. Chronic renal disease. British Medical Journal. 2002;325(7355):85-90.