Symptome
Mehr als 85% aller Fälle von Diabetes mellitus, die bei Patienten im Alter von <20 Jahren auftreten, entsprechen der Variante DM1, und die höchste Inzidenz wird während der Pubertät beobachtet [1]. Wenngleich man weiß, dass der DM1 das Resultat einer Autoimmunreaktion ist, bestehen doch noch bedeutende Wissenslücken bezüglich deren Ursachen. Eine Prädisposition zum DM1 mag bei Patienten mit bestimmten Haplotypen der humanen Leukozytenantige bestehen [2].
Das klinische Bild des DM1 unterscheidet sich sonst kaum von dem, das DM2-Patienten zeigen. Als Leitsymptome werden Polyurie und Polydipsie angegeben [3], darüber hinaus vermehrte Müdigkeit, Schwäche und Gewichtsverlust. Schulische und sportliche Leistungen gehen zurück. Die Betroffenen sind verstärkt anfällig für Infekte und werden möglicherweise mit rekurrenten Infektionserkrankungen vorstellig. Einigen Patienten fällt eine verzögerte Wundheilung auf oder sie klagen über chronischen Juckreiz und andere Missempfindungen wie Kribbeln, Wärme- oder Kältegefühl und Taubheit.
Der Krankheitsverlauf ist durch eine fortschreitende Zerstörung der β-Zellen des Pankreas geprägt [4]: Zum Zeitpunkt der Erstmanifestation trägt die Bauchspeicheldrüse noch entscheidend zur Insulinproduktion bei und die Patienten sind nur auf geringe Dosen exogenen Insulins angewiesen. Auch bei adäquater Behandlung können die oben beschriebenen Symptome jedoch erneut auftreten, wenn die Summe aus endogenem und exogenem Insulin den Bedarf des Organismus nicht mehr decken kann, weil weitere β-Zellen untergegangen sind.
Nicht selten wird ein DM1 nach einer akuten metabolischen Dekompensation diagnostiziert, wenn sich aus der Hyperglykämie eine diabetische Ketoazidose mit Bewusstseinsstörungen bis hin zum diabetischen Koma entwickeln.
Diagnostik
Trotz der genetischen Prädisposition zum DM1 liefert die familiäre Anamnese in nur etwa 10% der Fälle Hinweise auf eine entsprechende Vorbelastung, und auch anhand des klinischen Bildes kann nur mehr eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Erster konkreter Anhaltspunkt ist daher meist die Detektion einer Hyperglykämie. Besonders bei asymptomatischen Patienten sind erhöhte Blutzuckerwerte jedoch mit Vorsicht zu interpretieren und wiederholte Messungen bzw. die Bestimmung der Nüchternglukose werden unbedingt empfohlen. Glukosekonzentrationen >200 mg/dl und Nüchternglukosewerte >125 mg/dl gelten als diabetesverdächtig. Bezüglich der Relevanz veränderter Konzentrationen von Hämoglobin A1c (HbA1c) für die DM1-Diagnostik besteht keine Einigkeit [5].
Zur Unterscheidung von DM1 und DM2 - und auch zur Früherkennung eines DM1! - wird auf Inselautoantikörper untersucht [4]. Derartige Autoantikörper sind bei bis zu 90% der DM1-Patienten nachweisbar, aber auch über eine idiopathische Variante des DM1, die wahrscheinlich nicht autoimmun vermittelt ist, wurde berichtet [5]. Diese Form der Erkrankung wurde gehäuft bei Patienten asiatischer und indischer Abstammung beschrieben.
Ein oraler Glukosetoleranztest, wie er in der DM2-Diagnostik regelmäßig durchgeführt wird, ist lediglich dann indiziert, wenn nach Realisierung der zuvor genannten Maßnahmen noch Zweifel an der Diagnose bestehen. Das ist häufig der Fall, wenn Patienten im mittleren Erwachsenenalter einen langsam fortschreitenden DM1 entwickeln: Die endogene Insulinsekretion ist anfänglich nur geringgradig vermindert und die Patienten zeigen leichte Symptome, die eher charakteristisch für einen DM2 sind [6]. Umgekehrt ist es in diesen Fällen wichtig, die Präsenz von Autoantikörpern nachzuweisen bzw. auszuschließen.
Therapie
Die Behandlung von Diabetes Typ 1 erfordert eine lebenslange Insulintherapie, die in Form von Injektionen oder über eine Insulinpumpe verabreicht wird. Weitere wichtige Aspekte der Therapie sind:
- Regelmäßige Blutzuckerkontrollen
- Angepasste Ernährung und körperliche Aktivität
- Schulung und Selbstmanagement des Patienten
Ziel der Therapie ist es, den Blutzuckerspiegel im normalen Bereich zu halten, um Komplikationen zu vermeiden.
Prognose
Mit einer guten Blutzuckerkontrolle können Menschen mit Diabetes Typ 1 ein weitgehend normales Leben führen. Unkontrollierter Diabetes kann jedoch zu schweren Komplikationen führen, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Nervenschäden und Augenprobleme.
Ätiologie
Die genaue Ursache von Diabetes Typ 1 ist nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen Faktoren und Umweltfaktoren, wie Virusinfektionen, das Immunsystem dazu veranlasst, die Betazellen anzugreifen.
Epidemiologie
Diabetes Typ 1 macht etwa 5-10% aller Diabetesfälle aus. Die Inzidenz variiert weltweit, mit höheren Raten in nordeuropäischen Ländern. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, wird jedoch am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert.
Pathophysiologie
Bei Diabetes Typ 1 zerstört das Immunsystem die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Ohne Insulin kann Glukose nicht in die Zellen gelangen, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt.
Prävention
Da die genauen Ursachen von Diabetes Typ 1 nicht bekannt sind, gibt es derzeit keine spezifischen Maßnahmen zur Prävention. Forschung wird betrieben, um Möglichkeiten zur Vorbeugung oder Verzögerung der Krankheit zu finden.
Zusammenfassung
Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet ist. Die Behandlung erfordert eine lebenslange Insulintherapie und eine sorgfältige Blutzuckerkontrolle. Mit der richtigen Therapie können Betroffene ein normales Leben führen, jedoch ist eine kontinuierliche medizinische Betreuung notwendig, um Komplikationen zu vermeiden.
Patientenhinweise
Patienten mit Diabetes Typ 1 sollten regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel überwachen und Insulin entsprechend den Anweisungen ihres Arztes verabreichen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sind ebenfalls wichtig. Es ist ratsam, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Quellen
- Maahs DM, West NA, Lawrence JM, Mayer-Davis EJ. Epidemiology of type 1 diabetes. Endocrinol Metab Clin North Am. 2010; 39(3):481-497.
- Mehers KL, Gillespie KM. The genetic basis for type 1 diabetes. Br Med Bull. 2008; 88(1):115-129.
- Levy-Marchal C, Patterson CC, Green A. Geographical variation of presentation at diagnosis of type I diabetes in children: the EURODIAB study. European and Dibetes. Diabetologia. 2001; 44 Suppl 3:B75-80.
- Achenbach P, Winkler C, Haupt F, Beyerlein A, Ziegler AG. [Predisposition, early stages and phenotypes of type 1 diabetes]. Dtsch Med Wochenschr. 2014; 139(21):1100-1104.
- Heukamp I, Then C, Lechner A, Seissler J. [Update on type 1 diabetes]. Internist (Berl). 2013; 54(2):201-214; quiz 215-206.
- Kumar A, de Leiva A. Latent autoimmune diabetes in adults (LADA) in Asian and European populations. Diabetes Metab Res Rev. 2017.