Febris recurrens oder Rückfallfieber ist gleichzeitig Leitsymptom und Bezeichnung für verschiedene Infektionskrankheiten, deren Erreger zur Gattung Borrelia gehören. Die Spirochäten werden durch Arthropoden, nämlich durch Läuse (Läuserückfallfieber, LFR) oder Zecken (Zeckenrückfallfieber, ZFR) übertragen, und provozieren eine schubweise verlaufende Erkrankung, die sich durch akutes Unwohlsein, Schüttelfrost und Fieber, Kopfschmerzen, Myalgie und Arthralgie charakterisiert.
Die Inkubationszeit beträgt etwa eine Woche, nach der sich akut hohes Fieber (>39 °C) und Schüttelfrost einstellen. Die Patienten zeigen ein hochgradig reduziertes Allgemeinbefinden [1]. Sie fühlen sich schlapp, ihnen ist übel, sie klagen über Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. LFR-Patienten leiden nicht selten an trockenem Husten. Nach ein bis vier Tagen bei ZFR bzw. fünf bis sieben Tagen bei LFR klingen die Symptome typischerweise spontan wieder ab. In schweren Fällen kommt es jedoch zur akuten Krise mit erneutem Anstieg des Fiebers, Tachykardie, Hypertonie und Rigor, auf den ein deutlicher Abfall der Körpertemperatur und des Blutdrucks folgt. Die meisten Todesfälle sind während dieser Phase der Erkrankung zu beklagen. Die Patienten, die überleben, durchlaufen nun eine mehrtägige, weitgehend symptomfreie Phase, bis erneut ein Fieberschub einsetzt. Dieser verläuft jedoch weniger schwerwiegend als der vorangehende. So laufen insgesamt bis zu vier (LFR) oder gar bis zu elf (ZFR) Zyklen ab. Es können jederzeit neurologische Komplikationen auftreten, die sich beispielsweise in neurologischen Defiziten und einem Meningismus zeigen [2] [3].
Blutanalysen offenbaren erhöhte Konzentrationen des C-reaktiven Proteins, aber zumeist nur eine geringgradige Leukozytose. Weiterhin kann eine leichte Anämie festgestellt werden und in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung eine Thrombozytopenie [1] [4].
Mindestens 15 verschiedene Arten der Gattung Borrelia sind in der Lage, das ZFR hervorzurufen. Als Vektoren fungieren in den meisten Fällen Zecken der Gattung Ornithodorus, die in Europa nicht heimisch sind. Allein Borrelia miyamotoi wird von Ixodes spp. übertragen, die in Europa zu finden sind. Im Gegensatz dazu wird Borrelia recurrentis, der Auslöser des LFR, durch Körperläuse übertragen, die sich besonders unter schlechten hygienischen Bedingungen, wie sie in Kriegs- und Katastrophengebieten herrschen, vermehren. In Zentraleuropa wurden jüngst wieder mehr Fälle des Febris recurrens diagnostiziert und zwar bei Menschen, die aus ihrer vom Krieg zerstörten Heimat im Nahen Osten oder aus Afrika fliehen mussten. Bei entsprechender Anamnese ist das Rückfallfieber daher auch im hiesigen Raum differentialdiagnostisch zu betrachten [1] [4]. Darüber hinaus ist nach Reisen in Endemiegebiete zu fragen [2] [5].
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der Spirochäten im Blut des Patienten. Dazu wird idealerweise während eines Fieberschubes eine Blutprobe entnommen und der Blutausstrich nach Giemsa oder Wright gefärbt. Wenn an diese Färbungen eine Fluoreszenzmarkierung angeschlossen wird, fällt das Erkennen der Schraubenbakterien leichter. Alternativ können die Erreger in der Phasenkontrast- oder Dunkelfeldmikroskopie dargestellt werden [4]. Für einen Speziesnachweis genügen diese Herangehensweisen nicht, in Speziallaboren kann aber molekularbiologisch die auslösende Borrelienspezies identifiziert werden. Serologische Untersuchungen werden zur Diagnose des Rückfallfiebers nicht standardmäßig eingesetzt.
Da sich die Endemiegebiete für das Rückfallfieber und die Malaria überschneiden und auch die durch Plasmodium spp. getriggerte Infektionserkrankung durch Fieberschübe gekennzeichnet ist, sollte eine Malaria in jedem Fall ausgeschlossen werden. Auch das kann über einen Blutausstrich geschehen. In der Literatur finden sich nur wenige Fallberichte zu Koinfektionen, aber über deren tatsächliche Inzidenz können kaum Aussagen getroffen werden [6].