Symptome
Eine Vielzahl an Grunderkrankung kann zu einem Verschluss der ableitenden Harnwege führen. Zu den häufigeren Ursachen einer mechanischen HO zählen Urolithiasis, Umfangsvermehrungen im umgebenden Gewebe (vor allem Hyper- und Neoplasien der Prostata), Traumata, Narbenbildung und entzündliche Prozesse sowie fetale Missbildungen [1] [2]. Weiterhin kann eine funktionelle HO bestehen, wenn der Sphinkter nicht entspannt werden kann [3].
Das klinische Bild hängt vom Krankheitsverlauf ab: Die akute Verlegung der Harnwege, beispielsweise durch einen Harnstein, ruft starke, kolikartige Schmerzen hervor. Der Urin wird in proximale Abschnitte der Harnwege gestaut, die unvermittelt gedehnt werden. Dagegen kommt es im Rahmen von Tumorerkrankungen meist zu einer progressiven Kompression und Reduktion des Lumens der harnableitenden Organe, weshalb der Druck in Niere (und Ureter) langsam steigt. Charakteristische Symptome sind dann chronische, aber weniger intensive Schmerzen. Möglicherweise wird über eine Zunahme der Schmerzintensität nach provozierter Diurese berichtet. Obwohl die Schmerzen generell im Bereich der Flanken, des unteren Rückens und der Genitalregion zu lokalisieren sind, strahlen sie mitunter weit aus und lassen sich nicht auf einen konkreten Punkt reduzieren.
Während einige Patienten berichten, nur noch geringe Mengen Harn abzusetzen, ist die Urinproduktion bei unilateraler Ureterobstruktion meist nicht wesentlich alteriert. Paradoxerweise kann sich sogar eine Polyurie einstellen, wenn beispielsweise Harnsteine durch den Ureter in die Blase abgehen, gestauter Urin ausgeschieden werden kann, sich aber bald wieder neue Steine im Harnleiter festsetzen. Zudem kann ein akutes Nierenversagen für eine Polyurie verantwortlich sein. Zur Anurie kommt es nur bei bilateraler Obstruktion oberhalb der Harnblase oder bei einer Verlegung der Harnröhre. Was den Urin betrifft, ist ein weiterer häufig erhobener Befund die makroskopische Hämaturie.
Diagnostik
Zunächst ist eine gründliche Anamnese zu realisieren. Es ist unter anderem nach Vorerkrankungen und einer individuellen Prädisposition für Pathologien, die zu einer HO führen können zu fragen [3]. Meist werden im Anschluss Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt, um Hinweise auf eine organische Ursache der Schmerzen zu erhalten und/oder die Nierenfunktion zu beurteilen, wenn das Krankheitsgeschehen im Urogenitaltrakt lokalisiert werden konnte. Diesbezüglich sei darauf hingewiesen, dass eine HO nicht notwendigerweise mit erhöhten Serumspiegeln an Harnstoff und Kreatinin einhergeht, die die Nieren über lange Zeit auch umfassende Parenchymverluste ausgleichen. Weitere labordiagnostische Befunde hängen von der Grunderkrankung ab; bei männlichen, über 50-jährigen Patienten ist immer auch das prostataspezifische Antigen zu messen.
Goldstandard zur Diagnose der HO ist die bildgebende Diagnostik, wobei Computer- und Magnetresonanztomographie die höchste Sensitivität und Spezifität haben [4] [5]. Allerdings kommt auch der Sonographie eine bedeutende Rolle zu, vor allem um zu einer Verdachtsdiagnose zu gelangen und den Krankheitsverlauf zu überwachen. Generell lässt sich eine HO am besten darstellen, wenn Kontrastmittel verwendet werden, die entweder intravenös appliziert oder in die Harnwege instilliert werden. Je nach Herangehensweise kann dann gezeigt werden, dass der von der Niere produzierte Harn nicht ausgeschieden wird bzw. das Kontrastmittel nicht in proximale Abschnitte der Harnwege gelangen kann.
Therapie
Die Behandlung hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Obstruktion ab. Mögliche Therapieansätze sind:
- Medikamente: Zur Linderung von Schmerzen und Behandlung von Infektionen.
- Katheterisierung: Um den Urinfluss zu erleichtern.
- Chirurgische Eingriffe: Zur Entfernung von Hindernissen wie Nierensteinen oder Tumoren.
- Stents: Zur Offenhaltung der Harnwege.
Eine rechtzeitige Behandlung ist entscheidend, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Prognose
Die Prognose hängt von der Ursache und der rechtzeitigen Behandlung der Obstruktion ab. Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie ist die Prognose in der Regel gut. Unbehandelt kann eine Harnwegsobstruktion jedoch zu schweren Komplikationen wie Nierenversagen führen.
Ätiologie
Die Ursachen einer Harnwegsobstruktion sind vielfältig und können umfassen:
- Nierensteine: Häufige Ursache für akute Obstruktionen.
- Tumoren: Können den Harntrakt blockieren.
- Prostatavergrößerung: Bei Männern eine häufige Ursache.
- Strikturen: Verengungen der Harnwege durch Narbengewebe.
- Angeborene Anomalien: Strukturelle Probleme, die von Geburt an bestehen.
Epidemiologie
Harnwegsobstruktionen können in jedem Alter auftreten, sind jedoch bei älteren Menschen häufiger. Männer sind aufgrund von Prostataproblemen häufiger betroffen als Frauen. Die Inzidenz variiert je nach Ursache und geografischer Region.
Pathophysiologie
Eine Harnwegsobstruktion führt zu einem erhöhten Druck im betroffenen Bereich des Harntrakts. Dieser Druck kann die Nierenfunktion beeinträchtigen und zu einer Hydronephrose führen, einer Schwellung der Nieren durch Urinansammlung. Langfristig kann dies zu Nierenschäden oder -versagen führen.
Prävention
Präventive Maßnahmen können helfen, das Risiko einer Harnwegsobstruktion zu verringern:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Hilft, Nierensteine zu verhindern.
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Besonders bei bekannten Risikofaktoren.
- Gesunde Ernährung: Reduziert das Risiko von Nierensteinen und anderen Erkrankungen.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Wie Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum.
Zusammenfassung
Harnwegsobstruktion ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die den Urinfluss behindert und zu schweren Komplikationen führen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für eine gute Prognose. Die Ursachen sind vielfältig, und die Behandlung richtet sich nach der spezifischen Ursache und dem Schweregrad der Obstruktion.
Patientenhinweise
Wenn Sie Symptome einer Harnwegsobstruktion bemerken, ist es wichtig, diese nicht zu ignorieren. Eine frühzeitige medizinische Abklärung kann helfen, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, um das Risiko zu minimieren.
Quellen
- Bierer S, Özgun M, Bode ME, Wülfing C, Piechota HJ. [Obstructive uropathy in adults]. Aktuelle Urol. 2005; 36(4):329-336.
- Bildau J, Enzensberger C, Degenhardt J, et al. [Lower urinary tract obstruction (LUTO)--clinical picture, prenatal diagnostics and therapeutic options]. Z Geburtshilfe Neonatol. 2014; 218(1):18-26.
- Höfner K. [Diagnosis of lower urinary tract obstruction in man. Guidelines of the German Society for Urologists]. Urologe A. 2004; 43(10):1301-1305.
- Esprit DH, Koratala A, Chornyy V, Wingo CS. Obstructive Nephropathy Without Hydronephrosis: Suspicion Is the Key. Urology. 2017; 101:e9-e10.
- Rohrschneider WK, Schenk JP. [Functional and morphological MR imaging of the upper urinary tract in the pediatric age group]. Radiologe. 2005; 45(12):1092-1100.