Symptome
Der Morbus Hodgkin ist eine systemische Erkrankung und kann multiple Organsysteme gleichzeitig in jedem Stadium der Krankheit betreffen. Die folgenden Symptome sind häufig:
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Fieber
- Nachtschweiß
- Kachexie
- Pruritus
- Lymphadenopathie
- Schmerzen in der Brust
- Atemnot
- Splenomegalie
- Hepatomegalie
- Kompressionsfrakturen bei lytischen Läsionen im Knochenmark
Diagnostik
Die folgenden Diagnoseverfahren werden angewandt, um Morbus Hodgkin zu diagnostizieren:
- Thoraxröntgen
- Computertomographie von Brust, Becken und Bauch
- Blutbild
- Alkalische Phosphatase, LDH, Albumin, Leberfunktionsparameter, Calcium
- BUN und Kreatinin
- MRT und PET
- Lymphknotenbiopsie
- Knochenmarkbiopsie
Therapie
Die Therapie des Morbus Hodgkin ist abhängig vom histologischen Typ und dem Stadium der Krankheit. Das Hauptziel des Behandlungsschemas ist die Beseitigung von malignen Zellen und das Erreichen der Remission. Die folgenden Behandlungsmöglichkeiten sind für Morbus Hodgkin verfügbar:
- Chemotherapie: Die Chemotherapie wird im Frühstadium in Kombination mit Strahlentherapie eingesetzt. In fortgeschrittenen Stadien und bei Auftreten einer B-Symptomatik ist sie ebenfalls indiziert. Verschiedene Zytostatika werden zu einer block- oder zyklusweisen Poly-Chemotherapie kombiniert, darunter Vincristin, Procarbazin, Prednison, Adriamycin, Cyclosphosphamid, Prednison und Dacarbazin. Brentuximab, ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), hat vielversprechende Ergebnisse bei Patienten mit CD30+ Hodgkin-Lymphom gezeigt [9].
- Strahlentherapie: Die Strahlentherapie wird sowohl in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt, als auch einzeln verwendet, um frühen Stadien zu behandeln. Verschiedene Komplikationen sind mit Strahlentherapie verbunden, darunter das maligne Mesotheliom [10].
- Stammzelltransplantation: Bei Rezidiv kann eine autologe Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation nach Hochdosis-Chemotherapie durchgeführt werden.
Prognose
Die Heilungsrate für Morbus Hodgkin steigt bis zu 80% bei Patienten, die früh mit einer Chemotherapie mit oder ohne Strahlentherapie behandelt werden. Patienten, die einen Rückfall in einem Zeitraum von 12 Monaten ab vollständiger Remission erfahren, haben eine schlechte Prognose. Faktoren wie Alter von über 45 Jahre, männliches Geschlecht und Beteiligung vieler extranodaler Herde, erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls. Immungeschwächten Patienten, wie Patienten über 55 Jahre mit einer Epstein-Barr-Virus-Infektion haben eine schlechte Prognose [8].
Komplikationen
Folgende Krankheiten werden häufig als Komplikation des Morbus Hodgkin gesehen:
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Lungenkrankheiten
- Geschwächtes Immunsystem
- Unfruchtbarkeit
- Zweitkarzinom (Lymphom, Leukämie, Brustkrebs und Lungenkrebs)
Ätiologie
Die genaue Ätiologie des Morbus Hodgkin ist derzeit noch unbekannt. Verschiedene Theorien wie etwa eine B-Zell-Mutation, die bewirkt dass die Zellen (Sternberg-Reed-Zellen) ungewöhnlich groß werden und sich unbegrenzt vermehren und dabei andere normale Zellen verdrängen, wurden postuliert. Einige Theorien vermuten eine Beteiligung des Epstein-Barr-Virus (EBV), da sich das Virus häufig in den Lymphomzellen nachweisen lässt [2].
Die Behandlung und Prognose unterscheiden sich nach Subtyp des Hodgkin-Lymphoms. Es besteht eine enge Korrelation zwischen der Krankheit und Familienanamnese, Geschwister haben ein bis zu 7fach erhöhtes Risiko, wenn ein Familienmitglied mit Morbus Hodgkin diagnostiziert wurde [3].
Epidemiologie
Die aktuelle durchschnittliche Inzidenz von Morbus Hodgkin in den Vereinigten Staaten für beide Geschlechter beträgt 2,9 Fälle pro 100.000 Einwohnern [4]. Nach Angaben des National Cancer Institute (NCI), wurden mindestens 9.000 neue Fälle von Morbus Hodgkin in Europa für das Jahr 2014 gemeldet [5]. Der Morbus Hodgkin betrifft mit bis zu 85% der Fälle in den Vereinigten Staaten mehr männliche Kinder. Die Erkrankung hat eine niedrige Inzidenzrate in Asien und den pazifischen Inseln.
Das Hodgkin-Lymphom hat einen bimodalen Erkrankungshöhepunkt, zunächst bei jungen Erwachsenen (15-34 Jahre) mit dem nodulär-sklerosierenden Typ und über 55 Jahre mit dem Mischtyp [6].
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie des Morbus Hodgkin nimmt ihren Anfang in der klonalen Transformation der B-Zellen mit Bildung von Hodgkin-Zellen und Sternberg-Reed-Riesenzellen. Neben genetischer Anfälligkeit existieren die folgenden, teilweise umweltbedingten Risikofaktoren:
- Radio- oder Chemotherapie
- Einnahme von Phenytoin
- Berufliche Exposition gegenüber Holzarbeiten
- Tabakkonsum [7]
- Infektion mit Epstein-Barr-Virus, Herpes-Virus Typ 6, HIV oder Mycobacterium tuberculosis
- Organtransplantation
- Angeborene Immundefekte (zB. Klinefelter-Syndrom, Wiskott-Aldrich-Syndrom)
- Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematosus
Prävention
Da die genaue Ätiologie nicht bekannt ist, gibt es keine Richtlinien für die Prävention von Morbus Hodgkin.
Zusammenfassung
Der Morbus Hodgkin, auch als Hodgkin-Lymphom oder Lymphogranulomatose bezeichnet, ist eine maligne lymphatische Systemerkrankung, die die Lymphknoten, aber im fortgeschrittenen Stadium auch Lunge, Leber, Milz und Knochenmark befallen kann. Die abnorme Proliferation von lymphatischen Zellen kann das Immunsystems des Patienten gefährden. Die Fortschritte in der medizinischen Wissenschaft erlauben nun den Morbus Hodgkin früh im Krankheitsverlauf zu diagnostizieren und die Prognose deutlich zu verbessern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt in ihrer Klassifikation vier histologische Typen des klassischen Hodgkin-Lymphoms (nodulär-sklerosierenden Typ (NS), Mischtyp (MC), lymphozytenarmen Typ (LD) und lymphozytenreichen Typ (LR)), sowie eine weiteren Form, das lymphozytenprädominante Lymphom [1].
Patientenhinweise
Definition
Der Morbus Hodgkin, auch als Hodgkin-Lymphom bezeichnet, ist ein bösartiger Tumor des Lymphsystems.
Ursache
Morbus Hodgkin entsteht, wenn bestimmte Zellen des lymphatischen Gewebes durch Mutationen im Erbgut entarten.
Symptome
Schmerzlose Lymphknotenvergrößerung, Schwellungen von Leber und Milz, Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Juckreiz sind häufige Symptome.
Diagnose
Eine Lymphknoten- oder Knochenmarkbiopsie kann die Diagnose des Morbus Hodgkin bestätigen.
Behandlung
Patienten werden meist mit einer Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie behandelt. Bei einem Krankheitsrückfall oder wenn die Therapie mit Bestrahlung und Chemotherapie keine ausreichende Wirkung zeigt, kann eine Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen durchgeführt werden.
Quellen
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- Goldin LR, Pfeiffer RM, Gridley G, Gail MH, Li X, Mellemkjaer L, et al. Familial aggregation of Hodgkin lymphoma and related tumors. Cancer. May 1 2004; 100(9):1902-8.
- National Cancer Institute. SEER stat fact sheets: Hodgkin lymphoma. Updated September 10, 2014.
- Sant M, Allemani C, Tereanu C, De Angelis R, Capocaccia R, Visser O, et al. Incidence of hematologic malignancies in Europe by morphologic subtype: results of the HAEMACARE project. Blood. Nov 11 2010; 116(19):3724-34.
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- Wang E, Papavassiliou P, Sebastian S. A malignant lymphoma with histological features and immunophenotypic profile intermediate between EBV-positive diffuse large B-cell lymphoma and EBV-positive classical Hodgkin lymphoma in a 67-year-old female: a "gray zone" lymphoma associated with Epstein-Barr virus in the elderly. Pathol Res Pract. 2012; 208(6):363-7
- de Claro RA, McGinn K, Kwitkowski V, Bullock J, Khandelwal A, et al. U.S. Food and Drug Administration approval summary: brentuximab vedotin for the treatment of relapsed Hodgkin lymphoma or relapsed systemic anaplastic large-cell lymphoma. Clin Cancer Res. 2012; 18(21):5845-9
- Chirieac LR, Barletta JA, Yeap BY, Richards WG, Tilleman T, Bueno R, Baldini EH, Godleski J, Sugarbaker DJ. Clinicopathologic characteristics of malignant mesotheliomas arising in patients with a history of radiation for Hodgkin and non-Hodgkin lymphoma. J Clin Oncol. 2013; 31(36):4544-9