Verschiedene Erkrankungen, die mit einer übermäßigen Vermehrung von Lymphozyten einhergehen, fallen unter den Begriff lymphoproliferative Störung (LPS). Einzelne LPS unterscheiden sich dabei hinsichtlich Ätiologie, Pathogenese und klinischem Bild, interferieren aber im Allgemeinen mit dem Immunsystem und führen zu einer erhöhten Infektanfälligkeit bei den Patienten.
Aufgrund der Heterogenität von LPS können hier keine detaillierten Angaben gemacht werden. Weiterhin ist festzustellen, dass eine LPS selten spezifische Beschwerden hervorruft und dass eine Diagnose anhand des klinischen Bildes kaum möglich ist [1].
Sowohl B-Lymphozyten als auch T-Lymphozyten entwickeln sich aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark, reifen jedoch extramedullär - hauptsächlich in der Milz und im Thymus - und besiedeln schließlich die sekundären lymphatischen Organe, um hier nach Aktivierung eine Immunantwort einzuleiten. Zu den sekundären lymphatischen Organen zählen neben der Milz die Lymphknoten und das Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe. Je nach Subpopulation und Entwicklungsstufe der Lymphozyten, die im Rahmen einer LPS verstärkt proliferieren, kommt es daher zur Beeinträchtigung der Funktion der genannten Organe und mitunter zu Umfangsvermehrungen. Letztere sind in Abhängigkeit von ihrer Größe und Lokalisation palpierbar und können lokale Masseneffekte bewirken.
Folgende Symptome sind typisch für LPS:
Die oben genannten Symptome treten nicht notwendigerweise gemeinsam auf. Einige Patienten zeigen keinerlei Umfangsvermehrungen, leiden aber unter wiederkehrenden Infekten; andere weisen ein gutes Allgemeinbefinden auf und der einzige Hinweis auf eine Erkrankung ist die Lymphadenopathie. In jedem Fall sind daher Blutuntersuchungen anzustellen. Mit Hilfe von Differentialblutbild und Blutausstrich lässt sich in der Regel zeigen, dass eine erhöhte Anzahl von unreifen Lymphozyten im peripheren Blut zirkuliert. Hierbei handelt es sich meist um oligoklonale Zellpopulationen, die morphologische Anomalien aufweisen. Akute und chronische Infektionen sollten als Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden, allerdings prädisponieren Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus oder dem Humanen Immundefizienz-Virus für LPS [2] [3]. Diesbezüglich sind serologische Untersuchungen durchzuführen.
Die bildgebende Diagnostik wird eingesetzt, um solide Tumoren zu detektieren und eine Beeinträchtigung umgebender Strukturen zu identifizieren. Je nach LPS und Lokalisation der Lymphozyten in bestimmten Organen sind dazu besonders die Computertomographie, die Magnetresonanztomographie und die Szintigraphie geeignet. Eine Untersuchung des Liquors ist angezeigt, um die Beteiligung des zentralen Nervensystems am Krankheitsgeschehen zu überprüfen, auch wenn in der Bildgebung derartige Befunde nicht erhoben werden können.
Feinnadelaspirate aus soliden Tumoren oder dem Knochenmark können für weitere Analysen verwendet werden [4]. Es ist darauf zu achten, repräsentative Proben zu entnehmen, was besonders schwierig sein kann, wenn die Tumore nekrotische Foki oder Einblutungen aufweisen. Wenn es per Feinnadelaspiration nicht möglich ist, aussagekräftige Proben zu gewinnen, ist stattdessen eine Biopsie zu realisieren. Pathohistologische, immunhistochemische, zytometrische, zytogenetische und molekulare Methoden können bei der Aufarbeitung der Proben helfen [5] [6]. Sie erlauben die Identifikation einer LPS und den Ausschluss einer Malignität bzw. Metastasen derselben als Ursache für die beschriebenen Symptome.