Symptome
Das klinische Bild ist, abhängig von einer möglichen Restaktiviät der Alpha-Galactosidase A und dem Geschlecht, sehr variabel. Die Erkrankung führt in der Regel im späten Kindesalter zu ersten Beschwerden, häufig schmerzhaften Parästhesien und Hypo- oder Anhidrose [1].
In Verlauf kann es durch die Ansammlung von Globotriaosylceramid in den Endothelzellen und im Parenchym verschiedener Organsysteme zu Nephropathie [2], Kardiomyopathie [3], Angiokeratomen, Augenbeteiligung (Cornea verticillata), gastrointestinalen Beschwerden und zerebrovaskulären Erkrankungen (transiente ischämische Attacken, Schlaganfall) kommen.
Diagnostik
Durch Mutationen im Alpha-Galaktosidase A-Gen (GLA) kommt es zu einer fehlenden oder deutlich verringerten Aktivität von Alpha-Galaktosidase A (α-GalA). Infolgedessen akkumulieren die Glykosphingolipid-Substrate Globotriaosylceramid (Gb3) und Globotriaosylsphingosin (LysoGb3) in Plasma-, Urin- und Gewebelysosomen. Bei männlichen Patienten wird eine Blutprobe auf die Aktivitätsspiegel der Alpha-Galaktosidase A untersucht. Bei Frauen kann die Diagnose erschwert sein, da 40-50% der GLA-Mutation-bestätigten Heterozygoten, normale oder nur leicht verringerte Leukozyten-α-GalA-Aktivität aufweisen, daher muss die Diagnose mittels Genotypisierung erfolgen. Vor kurzem wurde LysoGb3 als ein neuer Biomarker, der insbesondere auch für das therapeutische Monitoring geschätzt wird, eingeführt.
Häufig wird das Fabry-Syndrom erst Jahre nach dem Beginn der Symptomatik erkannt, doch wäre eine frühe Diagnose wichtig, um Organschäden und Kompliaktionen durch adäquate Therapie vorzubeugen.
Therapie
Die Therapie erfolgt durch Enzymersatz (ERT) mit Alpha-Galactosidase A [4] [5] [6]. Auswirkungen von Organmanifestationen werden symptomatisch behandelt. Der Iminozucker 1-Deoxygalactonojirimycin (Migalastat), ein pharmakologisches Chaperon, ist ein Analogon der terminalen Galactose von Globotriaosylceramid und ein reversibler Inhibitor der Alpha-Galaktosidase A, der die Aktivität mutierter Varianten der Alpha-Galaktosidase A erhöhen kann. Zudem wird die Wirkung der ERT verstärkt.
Prognose
Die Prognose des Fabry-Syndroms ist unter adäquater Therapie gut. Renale, kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Komplikationen können die Lebenserwartung begrenzen.
Ätiologie
Das Fabry-Syndrom entsteht durch einen X-chromosomal-rezessiv vererbten Defekt der Alpha-Galaktosidase A, verursacht durch eine Mutation des für dieses Enzym kodierenden GLA-Gens (Xq21.3-q22). Dies führt zur intrazellulären Speicherung von Globotriaosylceramid (GL-3). Zudem kommte es auch zu einer Anreicherung von Globotriaosylsphingosin (LysoGb3).
Epidemiologie
Das Fabry-Syndrom ist eine seltene Krankheit. Die Prävalenz unter Lebendgeburten wird auf etwa 1:40.000 geschätzt. Rezente Neugeborenenscreenings lassen jedoch deutlich höhere Inzidenzraten vermuten.
Pathophysiologie
Die GLA-Gen kodiert für das lysosomale Enzym Alpha-Galactosidase A, das für den Abbau von Glykosphingolipiden, darunter Globotriaosylceramid (GL-3) verantwortlich ist.
Mutationen im GLA-Gen führen zu einem Mangel oder zu einer abnormalen Funktion dieses Enzyms. Dadurch sammelt sich Globotriaosylceramid in den Zellen des Körpers, vor allem in den Blutgefäßen, Nieren, Herz und im Nervensystem, was eine Vielzahl von Symptomen bewirkt.
Prävention
Eine Prävention des Fabry-Syndroms ist nicht möglich.
Zusammenfassung
Die Erkrankung beruht auf einem X-chromosomal-rezessiv vererbten Defekt der Alpha-Galaktosidase A, der zu intrazellulärer Speicherung von Globotriaosylceramid (GL-3) führt. Abhängig von den betroffenen Organen können sehr unterschiedliche Symptome auftreten. Das Fabry-Syndrom wurde 1898 sowohl von dem Deutschen Johannes Fabry, als auch von dem Engländer William Anderson erstmals beschrieben. Die Prognose der Patienten, die eine Behandlung erhalten, ist sehr gut.
Patientenhinweise
Das Fabry-Syndrom, auch Morbus Fabry, Fabry-Krankheit oder Fabry-Anderson-Krankheit genannt, ist eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Die Krankheit wird durch einen teilweisen oder vollständigen Mangel an einem bestimmten Enzym ausgelöst, wodurch bestimmte Stoffe im Körper nicht abgebaut werden können und sich ablagern.
Typisch Beschwerden der Erkrankung sind:
- Brennende Schmerzen in Händen und Füßen
- Vermindertes Schwitzen
- Durchfall
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Rot-violette Hautveränderungen
- Müdigkeit (als Anfälle oder mit Zusammenbrüchen)
- Schwindel und Schwindelattacken
- Verdickte Herzwand
- Ablagerungen im Auge
Im Verlauf des Fabry-Syndroms kann es zu einer Schädigung der Nieren, des Herzens und des Gehirns kommen. Zur Behandlung wird das fehlende Enzym in Form einer regelmäßigen Infusion zugeführt.
Quellen
- Hoffmann B, Beck M, Sunder-Plassmann G, Borsini W, Ricci R, Mehta A. Nature and prevalence of pain in Fabry disease and its response to enzyme replacement therapy--a retrospective analysis from the Fabry Outcome Survey. . Clin J Pain. 2007;23(6):535-542.
- Linhart A, Kampmann C, Zamorano JL, Sunder-Plassmann G, Beck M, Mehta A, Elliott PM. Cardiac manifestations of Anderson-Fabry disease: results from the international Fabry outcome survey. Eur Heart J. 2007 28(10):1228-1235.
- Ortiz A, Oliveira JP, Waldek S, Warnock DG, Cianciaruso B, Wanner C; Fabry Registry. Nephropathy in males and females with Fabry disease: cross-sectional description of patients before treatment with enzyme replacement therapy. Nephrol Dial Transplant. 2008;23(5):1600-1607.
- Ioannou YA, Zeidner KM, Gordon RE, Desnick RJ. Fabry Disease: Preclinical Studies Demonstrate the Effectiveness of α-Galactosidase A Replacement in Enzyme-Deficient Mice. The American Journal of Human Genetics. 2001;68(1):14-25.
-
Lee K, Jin X, Zhang K, Copertino L, Andrews L, et al. A biochemical and pharmacological comparison of enzyme replacement therapies for the glycolipid storage disorder Fabry disease. Glycobiology. 2003 Apr;13(4):305-13.
-
Wilcox WR, Banikazemi M, Guffon N, Waldek S, Lee P, et al. Long-term safety and efficacy of enzyme replacement therapy for Fabry disease. Am J Hum Genet. 2004 Jul;75(1):65-74.