Symptome
Viele NI-Patienten sind asymptomatisch oder klagen über Flankenschmerzen als einzigen Hinweis auf die Erkrankung. Die Schmerzen setzen abrupt ein und können von den Flanken in Richtung Abdomen und unteren Rücken ausstrahlen. In einigen Fällen wird darüber hinaus ein makroskopische Hämaturie beobachtet, die zumindest eine Lokalisierung des Geschehens in den Harnwegen ermöglicht. Die Urinproduktion kann deutlich eingeschränkt sein und die Miktion schmerzhaft sein. Des Weiteren wird regelmäßig über Übelkeit und Erbrechen berichtet und manche Patienten haben Fieber [1] [2]. Unter Umständen kommt es während der akuten Phase der Erkrankung zu einem Anstieg des Blutdrucks.
Diagnostik
Es ist wichtig, bei akuten Flankenschmerzen auch an einen NI zu denken, da eine Verzögerung der Behandlung das Risiko auf eine irreversible Nierenschädigung erhöht. Ein solcher Verdacht sollte insbesondere dann aufkommen, wenn beim Patienten bekanntermaßen eine Prädisposition zu Thromboembolien besteht, wenn er an einer kardiovaskulären Pathologie wie Atherosklerose, fibromuskulärer Dysplasie oder Vaskulitis leidet, seine Nieren durch eine Glomerulonephritis vorbelastet sind oder bei ihm ein nephrotisches Syndrom diagnostiziert wurde [3]. Umgekehrt gilt, dass im Anschluss an die Diagnose eines NI auf diese Erkrankungen hin untersucht werden sollte, um die Ursache der Thromboembolie zu identifizieren, zu behandeln und so potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen wie einem Myokardinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Blutanalysen offenbaren häufig eine Leukozytose und erhöhte Konzentrationen der Laktatdehydrogenase, während hohe Serumspiegel an Harnstoff und Kreatinin nur selten festzustellen sind. Dieser Umstand lässt sich dadurch erklären, dass das perfundierte Nierenparenchym den Verlust des infarzierten Gewebes vollständig ausgleicht. Ausnahmen bilden umfassende, globale Infarkte, wie sie durch den Verschluss der Arteria renalis ausgelöst werden können. Selbst wenn der Patient keine makroskopische Hämaturie beschreibt, lässt sich im Rahmen einer Urinanalyse in etwa der Hälfte der Fälle eine mikroskopische Hämaturie und Proteinurie detektieren.
Methode der Wahl zur Diagnose eines NI ist die Computertomographie. Mit Hilfe der kontrastverstärkten Computertomographie kann das typischerweise keilförmige Infarktgebiet als hypodenser Bereich dargestellt werden. Zuweilen wechselt die hypodense Darstellung in Abhängigkeit von der Phase der Aufnahme zur Hyperdensität, was als Flip-Flop-Phänomen bezeichnet wird. Der Infarktbereich erstreckt sich vom Kortex bis ins Mark, wobei ein schmaler Saum der Rinde ausgespart bleiben kann [4]. Ein Perfusionsdefekt kann übrigens auch sonographisch dargestellt werden [5]. Die Unterscheidung von NI und Pyelonephritis ist im Ultraschall problematisch, weshalb die Ergebnisse der Doppler-Sonographie heute fast immer computertomographisch bestätigt werden [1]. Sie sind aber bei unspezifischer Klinik und bei eingeschränkter Verfügbarkeit der aufwendigeren Technik sehr wertvoll.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei einem Patienten multiple NI entdeckt werden: Da ein Großteil des Herzminutenvolumens die Nieren erreicht, werden Thromben, die sich beispielsweise aufgrund einer Endokarditis gebildet haben, besonders häufig in die Nierenarterien verschleppt. Akuter Trigger von NI ist häufig ein Vorhofflimmern, weshalb bei Bestätigung dieser Diagnose zur Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms geraten wird.
Therapie
Die Behandlung eines Niereninfarkts zielt darauf ab, den Blutfluss zur betroffenen Niere wiederherzustellen und Komplikationen zu vermeiden. Antikoagulanzien, also blutverdünnende Medikamente, werden häufig eingesetzt, um bestehende Blutgerinnsel aufzulösen und neue zu verhindern. In schweren Fällen kann eine interventionelle Radiologie oder eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, um den Blutfluss wiederherzustellen. Schmerzmanagement und die Behandlung von Begleitsymptomen sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Therapie.
Prognose
Die Prognose eines Niereninfarkts hängt von der Schnelligkeit der Diagnose und der Wirksamkeit der Behandlung ab. Bei frühzeitiger Intervention kann die Nierenfunktion oft erhalten bleiben. Unbehandelt kann ein Niereninfarkt jedoch zu dauerhaften Nierenschäden oder sogar zum Verlust der betroffenen Niere führen. Langfristige Komplikationen können Bluthochdruck und chronische Nierenerkrankungen sein.
Ätiologie
Die häufigste Ursache für einen Niereninfarkt ist ein Blutgerinnsel, das die Nierenarterie blockiert. Risikofaktoren sind Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, Arteriosklerose (Verhärtung der Arterien) und bestimmte Gerinnungsstörungen. In seltenen Fällen können auch Verletzungen oder Entzündungen der Nierenarterie zu einem Infarkt führen.
Epidemiologie
Niereninfarkte sind relativ selten und werden oft übersehen, da die Symptome unspezifisch sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Sie treten häufiger bei älteren Menschen und bei Personen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Genaue Inzidenzraten sind schwer zu bestimmen, da viele Fälle unentdeckt bleiben.
Pathophysiologie
Ein Niereninfarkt entsteht, wenn der Blutfluss zu einem Teil der Niere unterbrochen wird, was zu einem Sauerstoffmangel (Ischämie) und schließlich zum Absterben des Gewebes führt. Die betroffene Niere kann ihre Funktion nicht mehr vollständig erfüllen, was zu einer Ansammlung von Abfallstoffen im Blut und anderen systemischen Auswirkungen führen kann.
Prävention
Die Prävention eines Niereninfarkts konzentriert sich auf die Kontrolle der Risikofaktoren. Dazu gehören die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, die Kontrolle von Bluthochdruck und die Senkung des Cholesterinspiegels. Eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko zu verringern.
Zusammenfassung
Ein Niereninfarkt ist eine ernsthafte Erkrankung, die eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordert, um dauerhafte Nierenschäden zu vermeiden. Die Symptome sind oft unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Eine frühzeitige Intervention kann die Prognose erheblich verbessern. Die Prävention konzentriert sich auf die Kontrolle von Risikofaktoren und die Förderung eines gesunden Lebensstils.
Patientenhinweise
Wenn Sie Symptome wie plötzliche Flankenschmerzen, Übelkeit oder Fieber bemerken, ist es wichtig, diese ernst zu nehmen und ärztlichen Rat einzuholen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können entscheidend sein, um Komplikationen zu vermeiden. Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise und lassen Sie regelmäßig Ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit überprüfen, um das Risiko eines Niereninfarkts zu minimieren.
Quellen
- Piccoli GB, Priola AM, Vigotti FN, Guzzo G, Veltri A. Renal infarction versus pyelonephritis in a woman presenting with fever and flank pain. Am J Kidney Dis. 2014; 64(2):311-314.
- Yousuf T, Ziffra J, Iqbal H, et al. Two Cases of Acute Renal Infarction in the Setting of Atrial Fibrillation. Ochsner J. 2016; 16(3):312-314.
- Antopolsky M, Simanovsky N, Stalnikowicz R, Salameh S, Hiller N. Renal infarction in the ED: 10-year experience and review of the literature. Am J Emerg Med. 2012; 30(7):1055-1060.
- Suzer O, Shirkhoda A, Jafri SZ, Madrazo BL, Bis KG, Mastromatteo JF. CT features of renal infarction. Eur J Radiol. 2002; 44(1):59-64.
- Dell'Atti L, Galeotti R, Russo GR. Ultrasound diagnosis of renal infarction: case report and review of the literature. Arch Ital Urol Androl. 2012; 84(4):242-244.