Symptome
Die Symptome einer Polyarthritis unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der betroffenen Gelenke von denen einer Monarthritis oder Oligoarthritis, was allerdings zu entsprechend höherer Morbidität und Behinderung im Alltag führt [1]. Die Entzündung von Gelenken geht mit Arthralgie einher, und auch das umgebende Gewebe ist für gewöhnlich sehr empfindlich, möglicherweise erythematös und warm. Betroffene Gelenke können aufgrund eines Gelenkergusses in unterschiedlichem Grade geschwollen sein. Die Beweglichkeit dieser Gelenke ist eingeschränkt: Während der Bewegungsumfang in einigen Fällen durch positionsabhängige Schmerzen beschränkt wird, berichten andere Patienten über Steifheit und mechanische Blockaden. Letztere sind beispielsweise bei Gelenkdeformationen zu beobachten, wie sie nach chronischer Entzündung oder im Rahmen einer degenerativen Erkrankung eintreten können. Unter Umständen können bei Bewegung betroffener Gelenke Krepitationen vernommen werden.
Das Alter der Patienten bei initialer Manifestation der Erkrankung, die Verteilung der Arthritiden in den unterschiedlichen Körperbereichen, der Grad ihrer Ausprägung, Schwankungen hinsichtlich der Intensität der Beschwerden und Begleitsymptome hängen stark von der zugrunde liegenden Pathologie ab [2].
Diagnostik
Eine Polyarthritis wird klinisch diagnostiziert. Der Umfang der Gelenkschädigung und möglicherweise die Identifikation beginnender, aber noch nicht symptomatischer Arthritiden ist mit Hilfe der bildgebenden Diagnostik möglich. Nach wie vor kommt dem Röntgen hierbei die größte Bedeutung zu. Typische Befunde sind Schwellungen der umgebenden Weichgewebe, Gelenkerguss, eine Verengung des Gelenkspalts aufgrund von Knorpelverlust, und Erosionen der Gelenkflächen. Sonographie und Magnetresonanztomographie sind dagegen zu bevorzugen, um schon in frühen Stadien der Erkrankung Alterationen der Gelenkstrukturen zu erkennen [3].
Die eigentliche Herausforderung besteht nun darin, die Ursache der simultanen Entzündung mehrerer Gelenke zu identifizieren. Die Liste möglicher Differentialdiagnosen ist lang, lässt sich aber kürzen, wenn demographische und anamnestische Daten, der Verlauf der Erkrankung sowie die Präsenz von Begleitsymptomen berücksichtigt werden [4]. Konstitutive Symptome wie Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust oder auch eine Lymphadenopathie weisen auf ein aktives entzündliches Geschehen hin, das wahrscheinlich durch eine Infektion bedingt ist [5]. Bei chronischer Polyarthritis sind derartige Symptome weniger stark ausgeprägt, und das spiegelt sich auch in der Serumkonzentration von Akute-Phase-Proteinen und der Erythrozytensedimentationsrate wider. Es sei darauf hingewiesen, dass eine Polyarthritis nicht immer durch eine Phase aktiver Entzündung eingeleitet wird [6].
Weitere diagnostische Maßnahmen sind in Abhängigkeit von den zuvor erhobenen Befunden einzuleiten, um eine geeignete Therapie auswählen und eine Prognose treffen zu können. Unter anderem können folgende Untersuchungen realisiert werden:
- Screening auf Autoantikörper, von denen der Rheumafaktor wohl der bekannteste, sicher aber nicht der spezifischste ist [7].
- Serologische Analysen, um Infektionskrankheiten zu erkennen.
- Metabolisches Profil und Urinuntersuchung zur Identifikation von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und endokrinologischen Erkrankungen [8].
- Gelenkpunktion mit anschließender zytologischer und bakteriologischer Untersuchung der Synovia [9], auch die Detektion von Kristallen ist von diagnostischer Relevanz [10].
Therapie
Die Behandlung von Polyarthritis hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Allgemeine Therapiemöglichkeiten umfassen:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung
- Krankengymnastik zur Verbesserung der Gelenkfunktion und Beweglichkeit
- Kortikosteroide zur schnellen Kontrolle schwerer Entzündungen
- Krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) bei Autoimmunerkrankungen
- Biologika, die gezielt bestimmte Entzündungsprozesse hemmen
Eine frühzeitige und gezielte Therapie kann helfen, Gelenkschäden zu verhindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Prognose
Die Prognose bei Polyarthritis variiert stark und hängt von der zugrunde liegenden Ursache und dem Ansprechen auf die Therapie ab. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung können viele Patienten eine gute Kontrolle der Symptome erreichen und ein normales Leben führen. Unbehandelt kann Polyarthritis jedoch zu dauerhaften Gelenkschäden und Behinderungen führen.
Ätiologie
Polyarthritis kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter:
- Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder systemischer Lupus erythematodes
- Infektionen, die eine reaktive Arthritis verursachen
- Stoffwechselerkrankungen wie Gicht
- Andere entzündliche Erkrankungen wie Psoriasis-Arthritis
Die genaue Ursache der Polyarthritis zu bestimmen, ist entscheidend für die Wahl der richtigen Therapie.
Epidemiologie
Polyarthritis ist weltweit verbreitet und kann Menschen jeden Alters betreffen. Die Häufigkeit variiert je nach Ursache. Rheumatoide Arthritis, eine häufige Form der Polyarthritis, betrifft etwa 0,5 bis 1% der Bevölkerung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und die Erkrankung tritt meist im mittleren Lebensalter auf.
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie der Polyarthritis ist komplex und variiert je nach Ursache. Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenke an, was zu Entzündungen und Gewebeschäden führt. Bei infektiösen Ursachen kann eine direkte Infektion der Gelenke oder eine immunvermittelte Reaktion auf eine Infektion außerhalb der Gelenke auftreten. Stoffwechselerkrankungen wie Gicht führen zu Kristallablagerungen in den Gelenken, die Entzündungen auslösen.
Prävention
Die Prävention von Polyarthritis hängt von der Ursache ab. Allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung umfassen:
- Gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
- Früherkennung und Behandlung von Infektionen
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen bei bekannten Risikofaktoren oder familiärer Vorbelastung
Zusammenfassung
Polyarthritis ist eine komplexe Erkrankung, die mehrere Gelenke betrifft und durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um die Symptome zu kontrollieren und Gelenkschäden zu verhindern. Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und kann medikamentöse sowie nicht-medikamentöse Ansätze umfassen.
Patientenhinweise
Für Patienten mit Polyarthritis ist es wichtig, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und die Therapieempfehlungen zu befolgen. Eine gesunde Lebensweise kann die Behandlung unterstützen und das Wohlbefinden verbessern. Bei neuen oder sich verschlimmernden Symptomen sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden, um die Therapie anzupassen und Komplikationen zu vermeiden.
Quellen
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