Symptome
Die Symptome können entweder schleichend oder abrupt auftreten. Zu den häufigsten zählen Nachtschweiß, unerklärliches Fieber von > 37.5°C und Gewichtsverlust von mehr als 10% in den vergangenen sechs Monaten [1]. Klinische Befunde können Splenomegalie zeigen, die stets aufgrund extramedullärer Hämatopoese entsteht [2]. Gastrointestinale Irritation, portale Hypertension und profuse Schwäche, die zu verminderter körperlicher Aktivität führt, können ebenso beobachtet werden und gehören zu den wesentlichen Ursachen von Morbidität [2].
Diagnostik
Die diagnostische Abklärung gründet auf der eingehenden Anamnese. Eine vorangegangene Diagnose von Polycythämia vera bei Vorhandensein von konstituionellen Symptomen sollte auf jeden Fall den Verdacht auf post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose lenken. Erythrozytose kann mit einer Vielzahl von physiologischen und pathologischen Erkrankungen einhergehen, wie etwa hypoxischen Zuständen, verschiedenen Malignomen, Verwendung von Erythropoietin, Nierenleiden, etc. Aus diesem Grund wurden spezifische klinische Kriterien implementiert [3] [4]:
- Hauptkriterien: Hämoglobinwerte von > 18.5 g/dL bei Männern und > 16.5 g/dL bei Frauen, Indikatoren von erhöhtem Volumen der roten Blutkörperchen (deutlich erhöhter Hämatokrit, Erhöhung der Erythrozytenmasse von mehr als 25% über dem durchschnittlichen Wert) oder Vorhandensein von V617F oder anderen ähnlichen JAK Mutationen.
- Nebenkriterien: EPO-Spiegel unter dem Normalwert, endogene Produktion von erythroiden Zellen in vitro (bei Abwesenheit von EPO) oder Hyperzellularität und markante Proliferation von erythroiden, granulozytischen und megakaryozytischen Linien, zu sehen in einer Knochenmarkbiopsie (bekannt als Panmyelose) [5]
Um die Diagnose Polyzythämie zu bestätigen, müssen entweder zwei Haupt- und ein Nebenkriterium oder ein Haupt- und zwei Nebenkriterien erfüllt sein. Mithilfe dieser Kriterien kann eine 97% Erfolgsrate bestimmt werden [3]. Neben Polyzythämie ist mäßige bis schwere Fibrose des Knochenmarks (2–3 auf der 0–3 Skala oder Grad 3–4 auf der 0–4 Skala) ein Hauptkennzeichen von post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose. Klinische Befunde von Splenomegalie und konstitutionellen Symptomen unterstützen die Diagnose zusätzlich [1].
Therapie
Die Behandlung von PPV-MF zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Mögliche Therapieansätze sind:
- Medikamentöse Behandlung zur Kontrolle der Blutbildung und Linderung der Symptome
- Bluttransfusionen bei schwerer Anämie
- JAK-Inhibitoren, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen können
- In einigen Fällen kann eine Stammzelltransplantation in Betracht gezogen werden
Prognose
Die Prognose von PPV-MF variiert je nach Krankheitsverlauf und individuellen Faktoren. Die Erkrankung kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen und das Risiko für Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen erhöhen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch helfen, die Symptome zu kontrollieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Ätiologie
Die genaue Ursache von PPV-MF ist nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass genetische Mutationen, insbesondere die JAK2-Mutation, eine Rolle bei der Entstehung von PV und der anschließenden Entwicklung von Myelofibrose spielen. Umweltfaktoren und andere genetische Prädispositionen könnten ebenfalls Einfluss haben.
Epidemiologie
PPV-MF ist eine seltene Erkrankung, die vor allem bei älteren Erwachsenen auftritt. Die Inzidenz ist schwer zu bestimmen, da sie von der Häufigkeit der zugrunde liegenden Polycythaemia vera abhängt. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie von PPV-MF umfasst die abnorme Proliferation von Blutzellen im Knochenmark, gefolgt von einer zunehmenden Fibrose. Diese Fibrose führt zu einer Verdrängung der normalen Blutbildung und kann zu einer extramedullären Hämatopoese führen, bei der Blutbildung außerhalb des Knochenmarks, z.B. in der Milz, stattfindet.
Prävention
Da die genauen Ursachen von PPV-MF nicht vollständig bekannt sind, gibt es keine spezifischen Maßnahmen zur Prävention der Erkrankung. Eine regelmäßige Überwachung und Behandlung von Patienten mit Polycythaemia vera kann jedoch dazu beitragen, das Risiko einer Umwandlung in Myelofibrose zu verringern.
Zusammenfassung
Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose ist eine komplexe und seltene Erkrankung, die als Folge einer Polycythaemia vera auftritt. Sie ist durch eine fortschreitende Fibrose des Knochenmarks gekennzeichnet, die zu einer Vielzahl von Symptomen und Komplikationen führen kann. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Patientenhinweise
Für Patienten mit PPV-MF ist es wichtig, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und die empfohlenen Behandlungen konsequent zu befolgen. Eine gesunde Lebensweise, einschließlich einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung, kann ebenfalls dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Es ist ratsam, sich über die Erkrankung zu informieren und bei Fragen oder Unsicherheiten das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu suchen.
Quellen
- Barosi G, Mesa RA, Thiele J, Cervantes F, Campbell PJ, Verstovsek S,et al. Proposed criteria for the diagnosis of post-polycythemia vera and post-essential thrombocythemia myelofibrosis: a consensus statement from the international working group for myelofibrosis research and treatment. Leukemia. 2008;22:437–438.
- Randhawa J, Ostojic A, Vrhovac R, Atallah E, Verstovsek S. Splenomegaly in myelofibrosis—new options for therapy and the therapeutic potential of Janus kinase 2 inhibitors. J Hematol Oncol. 2012;5:43.
- Tefferi A, Thiele J, Orazi A, Kvasnicka HM, Barbui T, Hanson CA, et al. Proposals and rationale for revision of the World Health Organization diagnostic criteria for polycythemia vera, essential thrombocythemia, and primary myelofibrosis: recommendations from an ad hoc international expert panel. Blood 2007;110:1092-1097.
- Means RT. JAK2 V617F and the evolving paradigm of polycythemia vera. Korean J Hematol. 2010;45(2):90-94.
- Barbui T, Barosi G, Birgegard G, et al. Philadelphia-negative classical myeloproliferative neoplasms: critical concepts and management recommendations from European LeukemiaNet. J Clin Oncol. 2011;29(6):761-770.