Symptome
Patienten mit Reizdarmsyndrom klagen in der Regel über die folgenden Symptome:
- Kolikartige Bauchschmerzen: Patienten mit Reizdarmsyndrom leiden unter akuten, kolikartigen Schmerzen im Unterbauch. Dieser Schmerz wird oft durch Stuhlgang erleichtert.
- Veränderte Stuhlgewohnheiten: Sowohl Obstipation, als auch Diarrhoe können in den Patienten mit Reizdarmsyndrom auftreten, wobei meist ein Symptom überwiegt.
- Blähungen: Blähungen und Gefühl des Aufgeblähtseins sind häufig und nehmen typischerweise während des Tages zu.
- Weitere Symptome: Patienten des Reizdarmsyndroms können von sexuellen Funktionsstörungen, gesteigertem Harndrang und Dysurie berichten. Weitere unspezifische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen.
Diagnostik
Die Diagnose des Reizdarmsyndroms wurde früher als eine Ausschlussdiagnose betrachtet, jedoch ist diese Meinung nicht mehr gültig. Die Diagnose beruht auf der Anamnese, der allgemeinen körperlichen Untersuchung, Laboruntersuchungen und Bildgebung [6]. Die Ergebnisse im allgemeinen Anamnese und körperlichen Untersuchung zeigen häufig Eisenmangelanämie. Gewichtsverlust ist auch ein häufiges Merkmal. Eine Familienanamnese von gastrointestinalen Störungen, einschließlich Zöliakie, entzündlichen Darmerkrankungen und kolorektalem Karzinom, ist oft vorhanden. Die folgenden Untersuchungen sind notwendig, um die Diagnose zu bestätigen.
Labormedizinische Untersuchungen
- Blutbild, um Anämie, Entzündungen und Infektionen auszuschließen.
- Elektrolyte können Elektrolytstörungen, Dehydrierung und Stoffwechselstörungen zeigen.
- Stuhluntersuchungen werden durchgeführt, um eine Infektion als Ursache auszuschließen.
Abhängig von der Anamnese können bei Reizdarmsyndrom auch folgende Untersuchungen indiziert sein:
- Wasserstoffatemtest zum Ausschluss von Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption und Dünndarmfehlbesiedlung
- Gewebe-Transglutaminase-Antikörper-Test
- Schilddrüsenfunktionstest
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
- C-reaktives Protein (CRP)
Bildgebung und andere Untersuchungen
- Kontrastmitteluntersuchungen des oberen Magen-Darm-Trakts, um Obstruktionen oder entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn auszuschließen
- Computertomographie, um Tumore, Obstruktionen und Pankreaserkrankungen festzustellen
- Sigmoidoskopie
- Kolonoskopie, um Polypen oder Karzinome auszuschließen [7]
Therapie
Die Therapie von Reizdarmsyndrom umfasst diätetische Maßnahmen und psychologische Unterstützung.
Diätetische Maßnahmen
- Ballaststoffreiche Ernährung
- Ausreichende Wasserzufuhr ist notwendig
- Vermeidung von Koffein wird empfohlen
- Hülsenfrüchte, Kohlgemüse, Zwiebeln, Knoblauch, etc. sollte vermieden werden, um Blähungen zu begrenzen
- Lactose und/oder Fructose sollten nur eingeschränkt aufgenommen werden
- Glutenfreie Diät kann von Vorteil sein [8]
Medikamente
- Alosetron [9] [10]
- Anticholinergika (wie Dicyclomin)
- Antidiarrhoika (wie Loperamid)
- Trizyklische Antidepressiva (wie Amitriptylin)
- Antibiotika (wie Rifaximin)
Prognose
Die Lebenserwartung der Patienten mit dieser Erkrankung unterscheidet sich nicht von der gesunden Bevölkerung. Weibliche Patienten haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, extrauterine Schwangerschaften und Fehlgeburten zu erleiden. Die Lebensqualität ist ebenfalls betroffen. Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind bei Patienten aufgrund von starken Bauchschmerzen und veränderten Stuhlgewohnheiten häufiger.
Ätiologie
Es ist keine spezifische Ursache für die Entwicklung des Reizdarmsyndroms bekannt. Darminfektionen können zur Genese der Erkrankung in der Mehrzahl der Fälle beitragen. Eine Studie hat gezeigt, dass die Verbreitung des Reizdarmsyndroms bei Patienten mit Darmentzündung durch Giardia lamblia 46,1% beträgt, im Gegensatz zu nur 14% bei der Kontrollgruppe [1].
Das Reizdarmsyndrom tritt auch familiär gehäuft auf, sodass davon auszugehen ist, dass genetische Faktoren auch eine prädisponierende Rolle spielen. Prädisponierende Faktoren sind auch entzündliche Prozesse wie Nahrungsmittelunverträglichkeit, Mangel an Ballaststoffen in der Ernährung und Veränderungen in der Darmflora [2] [3]. Angst, übermäßige Sorge und physischer oder sexueller Missbrauch scheinen ebenfalls beteiligt zu sein.
Epidemiologie
Das Reizdarmsyndrom betrifft sowohl Männer, als auch Frauen und tritt am häufigsten bei Personen zwischen 30 und 50 Jahren auf. In den westlichen Ländern ist das Verhältnis Frauen:Männer 2:1. Epidemiologischen Daten aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass etwa 5 bis 9% der Männer und 14 bis 24% der Frauen betroffen sind. Die globale Inzidenz von Reizdarmsyndrom wird auf 1-2% geschätzt, während die Prävalenz bei etwa 10 bis 20% liegt. Die Prävalenz ist ähnlich in der weißen und schwarzen Bevölkerung, aber niedriger bei Personen spanischer Abstammung.
Pathophysiologie
Die Pathogenese des Reizdarmdyndroms umfasst mehrere Komponenten:
- Veränderte gastrointestinale Motilität: Die Aktivität des Darms ist gestört, was eine veränderte gastrointestinale Motilität des Dünn- und Dickdarms zu Folge hat.
- Viszerale Hyperalgesie: Es gibt scheint eine Überempfindlichkeit des Darm zu bestehen, vor allem bei schneller Ausdehnung. Dies ist häufiger bei Frauen und bei den Patienten, bei denen die Erkrankung überwiegend durch Diarrhoe gekennzeichnet ist.
- Psychopathologie: Es gibt keinen bekannten Zusammenhang zwischen psychiatrischen Störungen und der Pathogenese des Reizdarmsyndroms. Jedoch sind Betroffene sehr anfällig für die Entwicklung von Depression, Angst und Panikstörung. Diese Patienten berichten häufig von Selbstmordversuchen [4].
- Mikroskopische Entzündung: Entzündung sowohl des Dickdarms als auch des Dünndarms, kann bei Reizdarmsyndrom [5] vorhanden sein. Die Anzahl der Lymphozyten und enteroendokrinen Zellen im Darm ist ebenfalls erhöht. Letztere sondern Serotonin ab, dessen Wirkung Diarrhoe verursacht.
Prävention
Es gibt keine Richtlinien für die Prävention von Reizdarmsyndrom.
Zusammenfassung
Nach den Rom-II-Konsensus-Kriterien kann ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert werden, wenn innerhalb der letzten 12 Monate mindestens 12 Wochen, die nicht in Folge sein müssen, abdominelle Schmerzen oder Unwohlsein mit mindestens zwei der folgenden Eigenschaften auftraten:
- Erleichterung bei der Darmentleerung
- Änderung der Stuhlfrequenz
- Änderung der Stuhlkonsistenz
Weitere Symptome wie schleimiger Stuhl, abnorme Stuhlhäufigkeit oder abnorme Stuhlkonsistenz können die Diagnose unterstützen.
Patientenhinweise
Das Reizdarmsyndrom, auch als Reizkolon, Colon irritabile oder nervöser Darm bekannt, ist eine häufige Erkrankung, bei der die Funktion des Darms gestört ist. Die genaue Ursache des Reizdarmsyndromes ist derzeit unklar. Typische Symptome der Krankheit sind:
- Bauchschmerzen
- Veränderte Stuhlgewohnheiten (Durchfall und/oder Verstopfung)
- Blähungen
- Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
Die Therapie erfolgt meist mittels spezieller Diät und mit Medikamenten, die den jeweiligen Beschwerden angepasst werden.
Quellen
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- Bardhan KD, Bodemar G, Geldof H, et al. A double-blind, randomized, placebo-controlled dose-ranging study to evaluate the efficacy of alosetron in the treatment of irritable bowel syndrome. Alimentary pharmacology & therapeutics. Jan 2000;14(1):23-34.