Symptome
Retrograder Blutfluss in der Arteria vertebralis kann asymptomatisch bleiben. Anstrengende, körperliche Arbeit kann die Ischämie verstärken, was zu Muskelkrämpfen führen kann, vor allem, wenn die Arbeit das Halten der Arme über dem Kopf beinhaltet. Zerebrale ischämische Symptome umfassen Schwindel, Ataxie und Sehstörungen. Andere Symptome sind Synkopen und Dysarthrie.
Bei der körperlichen Untersuchung besteht eine signifikante Differenz im Blutdruck zwischen den beiden Armen. Eine Differenz von 10 mmHg des systolischen Drucks zwischen den Armen ist stark mit Subclavian-Steal-Syndrom assoziiert [9]. Ein Strömungsgeräusch über dem Schlüsselbein ist in einigen Fällen hörbar. Differentialdiagnostisch müssen Aortendissektion, Arteriitis, Arteriosklerose, multiple Sklerose und Gehirntumor ausgeschlossen werden.
Diagnostik
Eine gründliche körperliche Untersuchung kann viele der Zeichen des Syndroms zeigen. Laborsuntersuchungen einschließlich Glukose und Lipid-Profil werden verwendet, um das Risiko von Arteriosklerose, eine der wichtigsten Ursachen der Stenose, zu beurteilen. Bildgebende Verfahren wie CT, Angiographie, MRT und zerebrale Angiographie können zur Beurteilung der Erkrankung verwendet werden [10]. Das wichtigste Verfahren unter ihnen ist die Duplexsonographie für die Beurteilung der Arteria carotis, subclavia und vertebralis. Doppler-Sonographie der Arterien ist ideal für die Diagnose von Subclavian-Steal-Syndrom [11]. Aortography ist notwendig für die Beurteilung der Läsionen in der Arteria carotis und der Notwendigkeit für einen chirurgischen Eingriff.
CT-Angiographie hat eine hohe Spezifität und Sensitivität bei der Diagnose von Stenosen und okklusiven Läsionen der Arteria subclavia. Viergefäßangiographie ist sinnvoll, da Diagnose und Behandlung gleichzeitig durchgeführt werden können. Ein Thorax-Röntgen kann bei Fällen mit ungewöhnlichen Ursachen hilfreich sein. Wenn eine ischämische Herzerkrankung vermutet wird, sollte ein EKG durchgeführt werden.
Therapie
Patienten, die asymptomatisch sind, benötigen üblicherweise keine spezielle Behandlung. Die Stenosen sollten im Falle von Ischämie lokalisiert und beurteilt werden. Es gibt keine bestimmte Behandlungsmethode für das Subclavian-Steal-Syndrom. Wenn Arteriosklerose der ätiologischer Faktor der Okklusion oder Stenose ist, wird gerinnungshemmende Therapie vorgeschlagen. Diese ist lebenslang nötig, um das Risiko von verschiedenen Gefäßerkrankungen einschließlich Myokardinfarkt und Schlaganfall zu reduzieren. Eine Operation oder interventionelle Behandlung werden bei Beschwerden durch vertebrobasiläre Insuffizienz empfohlen. Dies hilft, die Symptome durch die Wiederherstellung des Blutflusses in den Arterien zu verbessern.
Endarteriektomie ist ein chirurgisches Verfahren, um die Läsion zusammen mit dem betroffenen Teil der Intima des Blutgefäßes zu entfernen. Wenn die Arteria carotis auch betroffen ist, ist zerebrale Hypoperfusion häufig. Karotis-Endarteriektomie ist sinnvoll in diesen Fällen, um die Symptome zu verbessern. Ein Bypass wird nun gegenüber der Endarteriektomie bevorzugt, da der Eingriff weniger invasiv ist. Die endovaskuläre Behandlung der Okklusion hat auch eine gute Prognose mit einer Erfolgsquote von 86% -100%. Dieses Verfahren hilft bei der Verbesserung der Durchblutung des Arms. Diese minimal invasive Verfahren sind das bevorzugte Verfahren, insbesondere bei Patienten mit hohem Risiko.
Prognose
Patienten, die asymptomatisch bei retrogradem Blutfluss sind, benötigen keine spezifische Behandlung. Die meisten der neurologischen Symptome des Subclavian-Steal-Syndroms bleiben transient wie etwa bei transitorischen ischämischen Attacken. Ein chirurgischer Eingriff zur Revaskularisation oder Stenting der betroffenen Arterie bietet eine gute Prognose. Die Morbidität und Mortalität ist höher bei transthorakalen Operationsverfahren zur Revaskularisierung im Vergleich zu Carotis-Subclavia-Bypass. Die Prognose bei Angioplastie und Stenting ist günstig. Die Komplikationsraten bei beiden Verfahren sind gering.
Ätiologie
Okklusion und Stenose der proximalen Arteria subclavia ist der wichtigste Faktor, der zu Subclavian-Steal-Syndrom führt. Arteriosklerose ist die häufigste Ursache von steno-okklusiven Läsionen, und ist ein wichtiger ätiologischer Faktor des Syndroms in 94% der Fälle [3]. Die Struktur der linken Arteria subclavia, mit einem ausgeprägten Winkel am Ursprung, beschleunigt die Bildung von Läsionen. Verschlüsse und Stenosen in der linken Arterie kommen bei 80% der Fälle vor. Ein Verschluss der rechten Arteria subclavia ist seltener. Bilaterale Läsionen und Symptome sind sehr selten [4]. Somit sind Risikofaktoren für Arteriosklerose indirekt mit einem erhöhten Risiko der Entwicklung von Subclavian-Steal-Syndrom verbunden. Zu den anderen ätiologischen Faktoren, die das Risiko des Syndroms erhöhen, gehören Trauma, Arteriitis, chirurgische Eingriffe, Vorhandensein einer Halsrippe und Thoracic-outlet-Syndrom.
Epidemiologie
Es herrscht ein Mangel an Daten über die weltweite Prävalenz der Subclavian-Steal-Syndroms. Einige Untersuchungen von verschiedenen Zentren berichten über eine Prävalenz im Bereich von 0,6% bis 3,4% [4]. Der Mangel an epidemiologischen Daten ergibt sich aus der Tatsache, dass die meisten Patienten mit retrogradem Blutfluß asymptomatisch bleiben. Die Inzidenz der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu.
Die Inzidenz des Syndroms ist größer bei Kaukasiern, die anfälliger für Arteriosklerose sind. Es ist häufiger bei Männern mit einem männlichen zu weiblichen Verhältnis von 2:1. Die Häufigkeit des Auftretens ist bei Menschen über 55 Jahren größer [5]. Im Fernen Osten leiden etwa 36% der Patienten mit Subclavian-Steal-Syndroms an Takayasu Arteriitis. Hier liegt das Alter des Krankheitsbeginns bei unter 30 Jahren und es sind mehr Frauen betroffen als Männer.
Pathophysiologie
Eine Stenose der proximalen Arteria subclavia führt zu einem geringeren Druck in der distalen Arterie und zur Schaffung eines retrograden Flusses in der Arteria vertebralis. Die Druckdifferenz zieht das Blut aus der Arteria vertebralis zu der Arteria basilaris und dann nach unten zu der ipsilateralen Arteria vertebralis. Dies resultiert in einer reduzierten Strömung in der zerebralen Durchblutung [6]. Retrograder Fluss kann kontinuierlich oder intermittierend, und vollständig oder unvollständig sein [7]. Mit eingeschränkter Durchblutung des ipsilateralen Arms entsteht die Symptomatik einschließlich Parästhesien, Schwäche des Armes und Claudicatio [8]. Zerebrale ischämische Symptome entstehen, wenn der intrakranielle Kollateralkreislauf unzureichend ist. Das Vorhandensein von Läsionen in anderen Teilen der intrakraniellen oder extrakranialen zerebralen Zirkulation führt auch zu ischämischen Symptomen.
Prävention
Die Kontrolle der Risikofaktoren der Arteriosklerose ist die beste Methode zur Prävention des Subclavian-Steal-Syndroms. Dazu gehört das Rauchen, Behandlung von Hypertonie, Dyslipidämie und Diabetes.
Zusammenfassung
Das Subclavian-Steal-Syndrom ist ein Phänomen, das durch steno-okklusive Läsionen in der Arteria subclavia proximal des Ursprunga der Arteria vertebralis gekennzeichnet ist. Die verschlossene Arteria subclavia "stiehlt" das Blut von der vertebrobasilären Arterie, was zu vertebrobasilärer Insuffizienz führt. Das Subclavian-Steal-Syndrom ist häufiger bei Männern und wird in der Regel bei Menschen über dem Alter von 55 Jahren diagnostiziert.
Das Subclavian-Steal-Syndrom bleibt oft asymptomatisch und ist ein Zufallsbefund. Eine Differenz des Blutdrucks von mehr als 20 mmHg zwischen den beiden Armen ist ein typisches Zeichen. Der reduzierte Blutfluss kann zu zerebralen ischämischen Symptomen und/oder ischämischen Symptomen der oberen Extremitäten führen [1]. Rekanalisation, Angioplastie und Stenting der Arterie und Carotis-Subclavia-Bypass sind nur einige der Optionen für die Behandlung. Jede Behandlungsform zielt auf die Wiederherstellung der antegraden Durchblutung der Vertebralarterie, Verbesserung der Hirndurchblutung und Erhöhung der arteriellen Durchblutung in den Oberarmen ab [2]. Behandlung der Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Diabetes, sind für die erfolgreiche Behandlung der Erkrankung ebenso wichtig.
Patientenhinweise
Das Subclavian-Steal-Syndrom ist eine Gefäßerkrankung, die durch eine Blockade in der Schlüsselbeinarterie (Arteria subclavia), zu Symptomen in Armen und Gehirn führt. Die Arteria subclavia bringt Blut in die Arme und auch zur Basis des Gehirns. Subclavian-Steal-Syndrom tritt auf, wenn eine teilweise oder vollständige Blockierung der Schlüsselbeinarterie kurz vor der Verzweigung der Arteria vertebralis vorliegt. Durch die blockierte Arterie wird der Arm unter Belastung weniger versorgt, dies führt oft zu schweren, krampfartige Schmerzen in dem Arm aufgrund von unzureichendem Blutfluss. Blut wird dann buchstäblich aus dem Gehirn "gestohlen", um den Arm zu versorgen, und daher der Name Subclavian-Steal-Syndrom oder Vertebralisanzapfsyndrom. Es ist häufiger bei Männern als Frauen und über dem Alter von 55 Jahren.
Viele Patienten mit diesem Syndrom bleiben asymptomatisch und es ist ein Zufallsbefund. Die häufigste Zeichen dieses Syndroms ist die Differenz im Blutdruck zwischen den beiden Armen. Sehstörungen, Schwindel, Taubheitsgefühl im Arm, Krampfanfälle, Kopfschmerzen, Verwirrung und Schwindel sind häufige Symptome. Arteriosklerose ist die häufigste Ursache. Jeder Faktor, der das Risiko von Arteriosklerose ehöht, wie Rauchen, hoher Lipidgehalt und Bluthochdruck, erhöht auch das Risiko von diesem Syndrom. Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung, sind Ultraschall, Angiographie, Röntgen, EKG und MRI wichtig für die Diagnose. Die Therapie erfolgt abhängig von der Schwere der Symptome. Rekanalisation, Angioplastie und Stenting der Arterie und Carotis-Subclavia-Bypass sind nur einige der Optionen für die Behandlung.
Quellen
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