Symptome
Die Prodromalphase der Varizellen besteht aus Unwohlsein und leichtem Fieber. Das charakteristische Merkmal der Varizellen ist die Bildung von Exanthem, das sich über 3 bis 6 Tage entwickelt. Am Rumpf, später auf dem behaarten Kopf, dem Gesicht und den Extremitäten bilden sich juckende rote Flecken oder Papeln, aus denen sich Vesikel mit rotem Hof entwickeln. In der ersten Woche, sind die Hautveränderungen in verschiedenen Entwicklungsstadien zu sehen, so dass von einem „Sternenhimmel“ gesprochen wird. Bis zum Ende der ersten Woche lässt das Fieber nach und die Hautveränderungen beginnen Krusten zu bilden, diese trocken und fallen ab. Schließlich heilen sie ohne Narbenbildung.
Komplikationen der Varizellen sind die folgenden:
- Bakterielle Infektion: Bakterielle Infektion einer vesikulären Läsion ist die häufigste Komplikation der Varizellen. Typische Erreger umfassen A-Streptokokken und Staphylokokken. Weniger häufige, aber schwere bakterielle Infektionen sind toxisches Schocksyndrom, Sepsis, Cellulitis, Erysipel, kutane Abszesse, Impetigo und eitrige Lymphadenitis.
- Viral Folgeerscheinungen: Virale Folgen von Varizellen können alle Organsysteme betreffen. Am häufigsten sind Pneumonie, Hepatitis, Arthritis, Perikarditis, Glomerulonephritis, Orchitis und Beteiligung des Zentralnervensystems (wie Enzephalitis).
- Purpura fulminans: Purpura fulminans ist eine fleckige bis flächenhafte Hauteinblutung. Gelegentlich kann ein hämorrhagisches Gangrän entstehen.
Diagnostik
Die Diagnose der Varizellen wird in der Regel nach klinischer Untersuchung auf der Grundlage des charakteristischen Ausschlags gestellt. Die folgenden Untersuchungen können hilfreich sein, wenn die klinische Untersuchung ist nicht ausreichend ist.
- Blutbild: Weiße Blutkörperchen sind in der Regel normal oder niedrig. Erhöhung der Anzahl der weißen Blutkörperchen kann bei sekundärer bakterieller Infektion auftreten.
- Röntgen des Thorax: Bei Varizellen-Pneumonie können zahlreiche bilaterale noduläre Verschattungen zu sehen sein. Hyperinflation kann auch bestehen.
- Direkter Virusnachweis: Ein direkter Virusnachweis kann durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen.
- Antikörpernachweis: Der Antikörpernachweis wird mit serologischen Verfahren wie Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) durchgeführt [3].
Therapie
Bei einem gesunden Kind sind Varizellen keine ernsthafte Erkrankung. Die Behandlung besteht aus den folgenden Optionen:
- Flüssigkeitszufuhr: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist sicherzustellen.
- Hygiene: Die Haut und Nägel sollten sauber gehalten werden.
- Antipyretika: Paracetamol kann zur Fiebersenkung verwendet werden. Acetylsalicylsäure sollte nicht gegeben werden, um das Risiko von Reye-Syndrom zu vermeiden.
- Pruritus: Juckreiz kann durch kühle und feuchte Kompressen oder adstringierende Emulsionen gelindert werden.
- Antibiotika: Bei Sekundärinfektion der Haut ist eine Antibiotika-Therapie erforderlich.
- Varizella-Zoster-Immunglobulin: Varicella-Zoster-Immunglobulin kann als Postexpositionsprophylaxe, bei Kindern, die immungeschwächt sind oder eine Kortikosteroid-Therapie für andere Erkrankungen erhalten, gegeben werden [4] [5].
- Virustatika: Aciclovir oder Vidarabin können bei Kindern, die älter als zwei Jahre sind, eingesetzt werden. Intravenöse Gabe blockiert die weitere Virusreplikation innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Solch eine frühzeitige Behandlung verhindert einen schweren Krankheitsverlauf und die damit verbundenen Komplikationen [6] [7].
Prognose
Die Prognose der Varizellen ist meist gut. Die Mortalität ist abhängig von der Gesundheit und dem Alter des Kindes. Die Sterblichkeitsrate von Kindern mit der Erkrankung ist etwa 1:50.000 Kinder. Bei Säuglingen ist die Mortalität mit 1:13.000 Kinder viel höher. Kinder mit hochdosierter Steroidtherapie haben ein höheres Risiko von Komplikationen bei Varizellen. Die Sterblichkeit aufgrund von Varizellen ist in den USA seit der Umsetzung der Impfung zurückgegangen [2].
Ätiologie
Varizellen werden durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpesviren verursacht. Das Varicella-Zoster-Virus ein DNA-Virus und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Varizellen sind ansteckend 24 bis 48 Stunden bevor der Hautausschlag erscheint und während nicht verkrustete Bläschen vorhanden sind - das sind etwa 3 bis 7 Tage.
Epidemiologie
Varizellen sind eine häufige Erkrankung von Kindern. Sie treten bei in allen Rassen und Geschlechtern auf [1].
Pathophysiologie
Nachdem ein anfälliges Kind sich mit dem Virus infiziert, gibt es eine Inkubationszeit von etwa 10 bis 20 Tage vor dem Auftreten des charakteristischen Ausschlags. Die anfängliche Infektionsstelle sind die Bindehaut oder die oberen Atemwege. Das Virus repliziert dann für etwa 4 bis 6 Tage im lymphatischen Gewebe des Rachenraumes mit einer anschließenden Virämie. Eine Woche später wird das Virus in großen Mengen nach einer zweiten Replikation in den retikuloendothelialen Organen freigesetzt. Dies wird als sekundäre Virämie bezeichnet. Das Virus verlässt dann die Kapillaren und dringt in die Epidermis der Haut ein. Die charakteristischen Bläschen erscheinen dann auf der Haut.
Prävention
Varizellen können durch die Impfung [8] verhindert werden. Der Varizellen-Impfstoff wird nicht unter dem Alter von einem Jahr empfohlen. Herpes zoster kann auch bei Erwachsenen durch die Verwendung des Impfstoffes verhindert werden [9] [10]. Die Infektion mit Varizellen verleiht lebenslange Immunität.
Zusammenfassung
Varizellen, auch bekannt als Windpocken, sind eine häufige Krankheit der pädiatrischen Population. Sie werden durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht. Die wesentlichen Merkmale der Varizellen sind Unwohlsein, Hautausschlag, Fieber und Kopfschmerzen. Nach der Erholung von der ersten Infektion, verbleibt das Virus in einem latenten Zustand in den Spinalganglien. In etwa 10 bis 15% der Fälle kann das Virus zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden und Herpes zoster verursachen.
Patientenhinweise
Varizellen, auch als Wasserpocken, Spitzblattern, Feuchtblattern oder Schafplattern bekannt, ist eine häufige Infektionskrankheit bei Kindern. Sie wird durch ein Virus verursacht und ist durch die Bildung von Hautausschlag gekennzeichnet. Die Prognose ist gut und eine Behandlung ist notwendig, um die Entwicklung von Komplikationen zu vermeiden.
Quellen
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- Caple J. Varicella-zoster virus vaccine: a review of its use in the prevention of herpes zoster in older adults. Drugs of today. Apr 2006;42(4):249-254.