Symptome
Ein Vitamin-D-Mangel verursacht bei Kleinkindern die Ausbildung einer Rachitis. Diese Kinder zeigen eigenartige Störungen wie eine verzögerte Gehfähigkeit, weil sie lange Sitzzeiten bevorzugen. Bei älteren Kindern wird der Gang schmerzhaft; in ausgeprägten Fällen können sich gebogene Beine entwickeln. Bei betroffenen Mädchen können in der Jugend die Beckenknochen flacher werden, was zu einer permanenten Einengung des Geburtskanals führt. Der Vitamin-D-Mangel ist die häufigste Ursache für eine nahrungsbedingte Rachitis.
Bei Erwachsenen kann ein Vitamin-D-Mangel zur Osteomalazie führen. Betroffene Patienten klagen im Erwachsenenalter oft über Muskelschmerzen. Sie sind außerdem einem erhöhten Risiko rezidivierender Knochenfrakturen ausgesetzt, da die Skelettmatrix schlecht mineralisiert ist [7].
Diagnostik
Ein Vitamin-D-Mangel wird über einen Calcidiol Wert von weniger als 15-20 ng/ml im Serum festgelegt. Werte unter 30 ng/ml werden oft als unzureichender Vitamin D Wert beschrieben. Wenn der Serumwert 30 ng/ml übersteigt, wird die intestinale Resorption von Calcium optimiert. Wenn der Wert unter 30 ng/ml fällt, wird eine Erhöhung von Parathyrin festgestellt, was ein weiteres wichtiges diagnostisches Kriterium für einen Vitamin-D-Mangel darstellt [8]. Dies legt eine indirekte Proportionalität zwischen den Parathormon- und Calcidiolwerten nahe. Eine direkte Messung des Calcidiolwerts stellt die beste Methode für die Diagnose eines Vitamin-D-Mangels dar.
Therapie
Ein Vitamin-D-Mangel kann über Supplementierung kompensiert werden. Die verordnete Dosis hängt vom Alter des Patienten sowie vom Ausprägungsgrad des Mangelzustands ab. Eine Vitamin-D Zufuhr von 600-2000 IU/d wird sowohl für Kinder als auch für Erwachsene empfohlen. Bei einem vorliegenden Vitamin-D-Mangel wird die Zufuhr einer höheren Dosis auf Wochenbasis nahegelegt, wobei zusätzlicher Spielraum für weitere Supplementierung im Individualfall möglich sein kann.
Eine Kontrolle des Calcidiol-Werts ist nach absolviertem Supplementierungsprogramm nötig um festzustellen ob sich der Vitamin D Wert durch die Behandlung normalisiert hat. Sollte der Wert noch nicht im Normalbereich angesiedelt sein, kann eine Bestrahlungstherapie mit UV-B Licht verordnet werden um den Vitamin D Wert weiter zu erhöhen [9].
Prognose
Ein frühzeitiger Beginn der Behandlung garantiert die Vermeidung irreversibler Sekundärschädigungen wie z.B. durch Knochenfrakturen. Patienten sollten bei ersten Zeichen eines vorliegenden Mangels mit Vitamin D entsprechend supplementiert werden. Lang andauernder Vitamin-D-Mangel kann zu ernsten und einschränkenden Krankheiten wie Knochenbrüchen, Rachitis und Osteoporose führen. Zudem haben Studien gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einem erhöhten Risiko für Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs gibt [6].
Ätiologie
Ein Vitamin D Mangel kann durch folgende Faktoren entstehen:
- Mangel an Sonnenexposition - Vitamin D wird synthetisiert, wenn die Haut der Sonne ausgesetzt ist. Personen mit geringen Aktivitäten außer Haus oder Kinder, die nicht draußen spielen, können einen Vitamin D Mangel entwickeln [2].
- Intestinale Malabsorption - Personen mit Malabsorptionssyndromen wie Zöliakie, zystische Fibrose oder Kurzdarmsyndrom, oder Personen, die eine Dünndarmresektion hinter sich haben, sind gleichermaßen oft von einem Vitamin-D-Mangel betroffen.
- Unzureichender Vitamin D Gehalt der Muttermilch - Muttermilch enthält nicht ausreichend Vitamin D für die Versorgung des Säuglings. Daher haben Kleinkinder, die ihre Nahrung nur durch das Stillen durch die Mutter erhalten, ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel.
- Medikamente und Drogen - manche Präparate wie z.B. Rifampicin, Dilantin und Phenobarbital führen zu einer intestinalen Malabsorption von Vitamin D und führen daher zu einem Vitamin-D-Mangel.
Epidemiologie
Ein Vitamin-D-Mangel ist ein häufiges Phänomen sowohl bei der älteren Bevölkerung als auch bei hospitalisierten Patienten. Schätzungen zufolge entwickeln in den Vereinigten Staaten etwa 60% der Altenheimbewohner und 57% der Krankenhauspatienten einen Vitamin-D-Mangel [3].
Jahreszeitlich bedingte Veränderungen der Sonneneinstrahlung wirken sich ebenfalls auf den Vitamin-D-Status aus. Eine Studie zeigte, dass gesunde Personen in Boston am Ende des Winters jahreszeitbedingt einen Vitamin-D-Mangel entwickelt hatten [4].
Pathophysiologie
Vitamin D kommt vorwiegend in zwei Formen vor: die D2 Form ist unter dem Namen Ergocalciferol, die D3 Form unter Cholecalciferol bekannt. Die D3 Form wird synthetisiert, wenn der Körper der Sonne ausgesetzt ist. Einige Nahrungsmittel wie z.B. Fischöle und gepökelter Fisch enthalten ebenfalls Vitamin D3. Vitamin D ist für eine optimale Funktionsweise vieler Organe essentiell. Seine lebenswichtigste Bedeutung hat es aber durch die Erleichterung der intestinalen Calcium- und Phosphatresorption, was direkte Folgen für die Knochengesundheit hat. Ein Vitamin-D-Mangel führt also zu einer schleichend progredienten allgemeinen Verschlechterung des Knochenzustands und erhöht das Risiko für sekundäre Knochenerkrankungen [5].
Prävention
Die Prävention eines Vitamin-D-Mangels ist nur durch ausreichende Sonnenexposition möglich. Kinder sollten verstärkt dazu angehalten werden im Freien zu spielen. Säuglinge, die ihre Nahrung nur über die Muttermilch erhalten, sollten ab dem dritten Lebensmonat eine Vitamin D Supplementierung erhalten, da die Muttermilch keine ausreichende Vitamin D Versorgung darstellt. Zusätzlich sollten auch Frauen während der Schwangerschaft prophylaktisch Vitamin D erhalten um einen Mangelzustand sowohl für die Mutter als auch für den Fetus zu verhindern. Ältere Menschen, die mobilitätsbedingt nicht ausreichend in die Sonne gehen können, sollten jedenfalls eine Vitamin D Supplementierung von 10 µg/d erhalten [10].
Zusammenfassung
Ein Vitamin-D-Mangel wird durch einen unzureichenden Vitamin-D-Gehalt im Körper charakterisiert, was zu vielen ernsten Sekundärerkrankungen führen kann. Mangelnde Aufnahme, mangelnde Sonnenexposition oder intestinale Malabsorption können zu einem Vitamin-D-Mangel führen. Vitamin D ist für den Calcium- und Phosphorhaushalt essentiell und für die Erhaltung gesunder Knochen zwingend nötig. Ein leichter Vitamin-D-Mangel ist oft nicht leicht zu erkennen. Bei schweren Mangelzuständen haben Patienten ein erhöhtes Risiko für Knochenkrankheiten wie Osteomalazie oder Rachitis [1].
Patientenhinweise
Definition
Ein Vitamin-D-Mangel entsteht durch eine unzureichende Aufnahme, mangelhafte Sonnenexposition oder durch einige Malabsorptionssyndrome. Säuglinge, die ihre Nahrung nur über die Muttermilch erhalten, sind ebenfalls einem erhöhten Risiko für einen Vitamin-D-Mangel ausgesetzt.
Ursache
Personen mit geringen Außenaktivitäten wie z.B. Krankenhauspatienten oder Altenheimbewohner bekommen durch ihre Lebensumstände nicht ausreichend Sonnenexposition. Dies kann der Hauptgrund für einen beginnenden Vitamin-D-Mangel sein. Malabsorptionssyndrome wie Zöliakie, zystische Fibrose und das Kurzdarmsyndrom können ebenfalls einen Vitamin-D-Mangel begünstigen.
Symptome
Bei Säuglingen zeigt sich ein Vitamin-D-Mangel durch verzögertes Krabbeln und Gehen. Betroffene Kinder ziehen das Sitzen dem Gehen vor und können in schweren Fällen eine Rachitis entwickeln. Bei Erwachsenen ist das Hauptsymptom eines Vitamin-D-Mangels eine schmerzhafte Knochenerweichung (Osteomalazie).
Diagnose
Die Bestimmung der Serumkonzentration von 25-OH-D (Calcidiol) ist für die Diagnose eines Vitamin-D-Mangels ausreichend. Ein Wert, der 15-20 ng/ml unterschreitet, wird als Vitamin-D-Mangel interpretiert.
Behandlung
Die Behandlung eines Patienten mit Vitamin-D-Mangel basiert auf einer individuell angepassten Supplementierung von Vitamin D. Sollte dies nicht ausreichen kann eine therapeutische Bestrahlung mit UV-B Licht angeordnet werden.
Quellen
- Holick MF. Vitamin D deficiency: what a pain it is. Mayo Clin Proc. 2003;78(12):1457-1459.
- Gloth FM 3rd, Gundberg CM, Hollis BW, et al. Vitamin D deficiency in homebound elderly persons. JAMA. 1995; 274(21):1683-1686.
- Thomas MK, Lloyd-Jones DM, Thadhani RI, et al. Hypovitaminosis D in medical inpatients. N Engl J Med. 1998;338(12):777-783.
- Tangpricha V, Pearce EN, Chen TC, Holick MF. Vitamin D insufficiency among free-living healthy young adults. Am J Med. 2002; 112(8):659-662.
- Chapuy MC, Arlot ME, Duboeuf F, et al. Vitamin D3 and calcium to prevent hip fractures in the elderly women. N Engl J Med. Dec 3 1992;327(23):1637-42.
- Holick MF. Vitamin D: importance in the prevention of cancers, type 1 diabetes, heart disease, and osteoporosis. Am J Clin Nutr. 2004;79(3):362-371.
- Weisberg P, Scanlon KS, Li R, Cogswell ME. Nutritional rickets among children in the United States: review of cases reported between 1986 and 2003. Am J Clin Nutr. 2004; 80(6):1697S-705S.
- Chapuy MC, Preziosi P, Maamer M, et al. Prevalence of vitamin D insufficiency in an adult normal population. Osteoporos Int. 1997;7(5):439-43.
- Lagunova Z, Porojnicu AC, Aksnes L, et al. Effect of vitamin D supplementation and ultraviolet B exposure on serum 25-hydroxyvitamin D concentrations in healthy volunteers: a randomized, crossover clinical trial. Br J Dermatol. 2013; 169(2):434-440.
- Holick MF, Binkley NC, Bischoff-Ferrari HA, et al. Evaluation, Treatment, and Prevention of Vitamin D Deficiency: an Endocrine Society Clinical Practice Guideline. J Clin Endocrinol Metab. 2011;96(7):1911-1930.