Symptome
Die meisten Frauen, die an einer Vulvitis leiden, klagen über lokale Reizungen, Pruritus und Schmerzen. Einige Patientinnen beschreiben auch ein Gefühl des Wundseins oder ein Brennen, wobei letzteres häufig beim Wasserlassen an Intensität zunimmt. Oft werden die Symptome nachts stärker empfunden als tagsüber, was aber eine Frage der subjektiven Wahrnehmung zu sein scheint. Schwellungen, die im Fall einer granulomatösen Vulvitis verhärtet sein können, fallen zuweilen auf [1]. Je nach Art der Vulvitis können verschiedene Effloreszenzen auftreten [2]. In einigen Fällen wird über eine Dyspareunie berichtet. Es sei allerdings auch darauf hingewiesen, dass ein Teil der betroffenen Frauen keinerlei Beschwerden verspürt [3].
In der gynäkologischen Untersuchung fallen Anzeichen einer Entzündung auf, die sich von der Vulva auch in Richtung Perineum und Perianalregion sowie zum Schambein hin erstrecken können. Rötung und Schwellung sind fast immer auszumachen und betreffen vor allem die kleinen und großen Schamlippen. Akute Formen der Vulvitis charakterisieren sich durch ein plötzlich auftretendes Erythem im Bereich der Vulva, ödematöse Schwellungen und Schmerzen, die möglicherweise von purulentem oder mukösem Ausfluss begleitet werden. Auch subakute Vulvitiden kommen vor, wobei deren Leitsymptome erythematöse Maculae und Plaques sind [4].
Diagnostik
Wenn anamnestische Angaben und klinische Befunde eine Vulvitis vermuten lassen, sollten Details zur medizinischen Vorgeschichte, zu möglichen Infektionsquellen und Kontaktallergenen erhoben werden. Diesbezüglich ist nach kürzlichen Neuerungen in Sachen Intimhygiene, Unterwäsche, Waschmittel und Weichspüler zu fragen. Es ist auch wichtig, in Erfahrung zu bringen, ob die Patienten momentan eine genitale Erkrankung behandelt und wenn ja, mit welchen Arzneimitteln. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patientinnen wenige Tage oder Wochen vor Einsetzen der genitalen Symptome an einer Infektion der oberen Atemwege gelitten haben [5].
Wenn eine Infektion vermutet wird, sind Abstriche zu nehmen, um die diese mikrobiologisch aufzuarbeiten. Es ist daran zu denken, dass neben Bakterien auch Pilze, Viren und Parasiten als potenzielle Erreger infrage kommen [5]. Wenn sich Bakterien anzüchten lassen, sollte die Möglichkeit genutzt werden, um ein Antibiogramm anzufertigen. Mischinfektionen sind nicht selten und bieten eine mögliche Erklärung für teilweise Therapieerfolge. Biopsien sind nur selten indiziert, können aber bei therapieresistenter Vulvitis wertvolle Hinweise auf die Ursache der Erkrankung liefern [1]. So ist die Histologie beispielsweise der Goldstandard zur Diagnose der Plasmazellvulvitis [3], einer chronischen Erkrankung, deren Ätiologie noch nicht geklärt werden konnte.
Neben der gynäkologischen Untersuchung sollte eine Untersuchung der Haut durchgeführt werden, da Vulvitis-assoziierte Läsionen mitunter auch andere Hautbereiche erfassen können. Derartige Befunde weisen unter Umständen auf eine systemische Erkrankung hin [6]. In diesem Zusammenhang - und bei Patienten mit rezidivierender oder therapieresistenter Vulvitis - sind Blutuntersuchungen vorzunehmen und eventuell Blutkulturen anzulegen. In Blutbild und Blutchemie finden sich mitunter Anomalien, die auf eine Immunschwäche hindeuten, z.B. auf einen Diabetes mellitus oder eine Infektion mit dem humanen Immunschwäche-Virus, aber auch im Rahmen von Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes oder diskoider Lupus erythematodes kann es zu einer Vulvitis kommen.
Therapie
Die Behandlung von Vulvitis hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Häufige Behandlungsansätze sind:
- Antimykotische oder antibakterielle Cremes bei Infektionen
- Kortikosteroid-Cremes zur Linderung von Entzündungen und Juckreiz
- Vermeidung von Reizstoffen wie parfümierten Seifen oder Waschmitteln
- Anwendung von kalten Kompressen zur Linderung von Schwellungen und Schmerzen
- In schweren Fällen können orale Medikamente oder eine spezifische Therapie erforderlich sein
Prognose
Die Prognose für Vulvitis ist in der Regel gut, insbesondere wenn die Ursache identifiziert und behandelt wird. Die meisten Frauen erfahren eine deutliche Linderung der Symptome nach Beginn der Behandlung. Chronische oder wiederkehrende Fälle können jedoch eine langfristige Betreuung erfordern.
Ätiologie
Vulvitis kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter:
- Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Viren
- Allergische Reaktionen auf Produkte wie Seifen, Duschgels oder Waschmittel
- Mechanische Reizungen durch enge Kleidung oder übermäßiges Waschen
- Hormonelle Veränderungen, insbesondere in den Wechseljahren
Epidemiologie
Vulvitis kann Frauen jeden Alters betreffen, ist jedoch häufiger bei Frauen in den Wechseljahren oder bei jungen Mädchen, die noch nicht die Pubertät erreicht haben. Die Prävalenz kann je nach geografischer Region und Lebensstil variieren.
Pathophysiologie
Die Pathophysiologie der Vulvitis umfasst die Entzündungsreaktion der Haut und Schleimhäute der Vulva. Diese Reaktion kann durch direkte Schädigung der Hautbarriere oder durch eine immunologische Reaktion auf einen Reizstoff oder Erreger ausgelöst werden. Die Entzündung führt zu den typischen Symptomen wie Rötung, Schwellung und Juckreiz.
Prävention
Zur Vorbeugung von Vulvitis können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Verwendung von milden, unparfümierten Hygieneprodukten
- Tragen von lockerer, atmungsaktiver Kleidung
- Vermeidung von übermäßigem Waschen oder aggressiven Reinigungsmitteln
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen, insbesondere bei wiederkehrenden Symptomen
Zusammenfassung
Vulvitis ist eine häufige, aber oft gut behandelbare Erkrankung der äußeren weiblichen Genitalien. Die Symptome können unangenehm sein, lassen sich jedoch durch eine gezielte Behandlung und Präventionsmaßnahmen in den Griff bekommen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die richtige Therapie einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.
Patientenhinweise
Patientinnen sollten bei Symptomen wie Juckreiz, Brennen oder ungewöhnlichem Ausfluss einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären. Es ist wichtig, alle potenziellen Reizstoffe zu identifizieren und zu vermeiden. Eine gute Hygiene und die Verwendung von sanften Produkten können helfen, die Symptome zu lindern und zukünftige Episoden zu verhindern.
Quellen
- Tsuboi H, Masuzawa M, Katsuoka K. A case of vulvitis granulomatosa. J Dermatol. 2005; 32(10):831-834.
- Dhanjal M, Teixeira F, Dadzie O, Rose G. Idiopathic pustular vulvitis. Clin Exp Dermatol. 2009; 34(8):e789-791.
- Virgili A, Corazza M, Minghetti S, Borghi A. Symptoms in plasma cell vulvitis: first observational cohort study on type, frequency and severity. Dermatology. 2015; 230(2):113-118.
- Lambert J. Pruritus in female patients. Biomed Res Int. 2014; 2014:541867.
- LeBlanc JM, Hewitson L, Patterson L, Gander S. Case 4: Vulvitis in a nonsexually active adolescent girl. Paediatr Child Health. 2016; 21(1):13-14.
- Fischer G. Chronic vulvitis in pre-pubertal girls. Australas J Dermatol. 2010; 51(2):118-123.