Symptome
Diarrhoe ist das häufigste Symptom bei unbehandelter Zöliakie und kommt bei 45-85% der Patienten vor. Die Diarrhoe wird durch Maldigestion und Malabsorption der aufgenommenen Nährstoffe verursacht. Die Stühle können wässrig und wenig geformt, beige oder grau, und ölig oder schaumig sein und haben einen charakteristischen üblen Geruch. Bei Säuglingen und Kleinkindern führt starker Durchfall oft zu schwerer Dehydratation, Elektrolytverlusten und metabolischer Azidose [6].
Malabsorption von aufgenommem Fett verursacht ein übermäßiges Vorkommen von Fett im Dickdarm (Steatorrhoe). Dies führt zu Produktion von Hydroxy-Fettsäuren durch Bakterien, was eine Sekretion von Flüssigkeit in den Darm verursacht. Blähungen (bei 28% der Patienten) und Borborygmi (bei 35-72% der Patienten) entstehen durch bakterielle Vorgänge und nicht absorbierte Nahrungsmittel. Der Gewichtsverlust (bei 45% der Patienten) ist variabel, weil einige Patienten die Malabsorption durch die Erhöhung der Nahrungsaufnahme kompensieren können. Bei Säuglingen und Kleinkindern mit unbehandelter Zöliakie sind Gedeihstörungen und Wachstumsstörungen häufig.
Anämie (bei 10-15% der Patienten) entsteht aufgrund eingeschränkter Aufnahme von Eisen oder Folsäure im proximalen Dünndarm. Bei schwerer Zöliakie mit Einbeziehung des Ileums, kann die Absorption von Vitamin B-12 beeinträchtigt werden. Eine Blutungsneigung wird durch Prothrombin-Mangel aufgrund eingeschränkter Aufnahme des fettlöslichen Vitamins K hervorgerufen. Osteopenie und Osteoporose können durch eingeschränkten Kalziumtransport, Vitamin D-Mangel, oder die Bindung von Kalzium und Magnesium an luminale nicht-resorbierte Nahrungsfettsäuren entstehen.
Diagnostik
Die Diagnose beruht auf dem Nachweis spezifische Antikörper und eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Anti-Endomysium und Anti-Tissue-Transglutaminase-Antikörper bestätigt die Diagnose. Hohe Konzentrationen von einem anderen Antikörper, Anti-Gliadin, können auch festgestellt werden, die Ergebnisse sind aber nicht spezifisch [7]. Allerdings sind Anti-Gliadin-Antikörper-Spiegel wichtig für die Überwachung des Therapieerfolges, weil sie nach einigen Monaten glutenfreier Diät fallen.
Nach Vorliegen der positiven Antikörperbefunde folgt eine Biopsie, um die Diagnose zu bestätigen. Intraepitheliale Lymphozyten, Kryptenhyperplasie und Zottenatrophie können so festgestellt werden.
Therapie
Eine vollständige Eliminierung von glutenhaltigen Getreideprodukte ist essentiell für die Behandlung. Jedoch ist die vollständige Vermeidung von Gluten oft schwierig für die Patienten zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Dies liegt daran, dass Gluten in vielen Produkte vorhanden ist [8]. Ein kleiner Prozentsatz der Patienten mit Zöliakie reagiert nicht auf eine glutenfreie Diät. Bei einigen Patienten, die refraktär sind, können Kortikosteroide hilfreich sein. Bei Patienten, die auf Kortikosteroide nicht ansprechen, müssen andere Erkrankungen, wie etwa Lymphome des Dünndarms, ausgeschlossen werden [9] [10].
Prognose
Durch frühzeitige Entfernung von Gluten aus der Ernährung, können Komplikationen verringert werden. Um einen optimalen Gesundheitszustand zu erreichen, muss die glutenfreie Diät das ganze Leben aufrechterhalten werden [5].
Ätiologie
Zöliakie wird durch eine Reaktion auf Gliadin, einem Prolamin das in Weizen vorkommt, verursacht. Ähnliche Proteine werden auch in anderen Sorten der Gattung Triticeae, wie etwa Gerste, Hafer und Roggen, gefunden. Auch Unterarten des Weizens wie Dinkel und Hartweizen und verwandte Arten wie Gerste, Roggen, Triticale und Kamut können Symptome der Zöliakie induzieren [2]. Eine kleine Untergruppe von Patienten mit Zöliakie reagiert auch auf Hafer. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hafer die Symptome durch eine Kreuzkontamination mit anderen Getreidesorten auf den Feldern oder in den Vertriebskanälen verursacht. Daher wird auch Hafer im Allgemeinen nicht zum Verzehr empfohlen. Einige Unternehmen versichern jedoch die Reinheit des Hafer, der dann verzehrt werden kann. Andere Getreide und Pseudogetreide wie Mais, Hirse, Sorghum, Teff, Reis und Wildreis, Amaranth, Quinoa und Buchweizen können konsumiert werden. Kohlenhydratreiche Lebensmittel, die kein Getreide enthalten, wie Kartoffeln und Bananen können keine Symptome der Zöliakie auslösen.
Epidemiologie
Die Zöliakie ist nicht häufig. Europäer und Nordamerikaner leiden öfter an Zöliakie, als andere Ethnien. Die Inzidenz symptomatischer Zöliakie bei Erwachsenen liegt bei 2 bis 13 pro 100.000 [3].
Pathophysiologie
Zöliakie hat eine starke erbliche Komponente. Die Prävalenz der Erkrankung bei Verwandten ersten Grades beträgt ungefähr 10%. Eine starke Verbindung besteht zwischen Zöliakie und zwei Human Leukocyte Antigen (HLA)-Haplotypen, DQ2 und DQ8. Gluten reagiert mit dem Enzym Gewebs-Transglutaminase, das eine Desamidierung verursacht. Die Schädigung der intestinalen Mukose entsteht durch Gliadin (Glutenpeptid) das durch HLA DQ2 und DQ8 auf antigenpräsentierenden Zellen präsentiert wird und dadurch eine Immunreaktion auslöst und intestinale T-Zellen aktiviert. Kryptenhyperplasie und Zottenatrophie sind die charakteristischen Schleimhautläsionen bei unbehandelter Zöliakie. Die Zerstörung der absorbierenden Oberfläche des Darms führt zu Verdauungsstörungen und den weiteren Symptomen der Erkrankung [4].
Prävention
Es gibt keine Richtlinien für die Prävention der Zöliakie.
Zusammenfassung
Die Zöliakie, auch als glutensensitive Enteropathie, Glutenunverträglichkeit oder nichttropische Sprue bekannt, ist eine chronische Darmerkrankung aufgrund einer Überempfindlichkeit gegenüber der Gliadinfraktion des Glutens.
Typische Symptome sind unter anderem:
- Gedeihstörung
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit
- Bauchschmerzen
- Chronische Diarrhoe
- Chronische Obstipation
- Fettstühle
- Anämie
- Depression
Die Zöliakie wird durch lebenslange glutenfreie Diät behandelt.
Patientenhinweise
Zöliakie ist eine krankhafte Reaktion auf Gluten in der Nahrung. Gluten ist ein Protein, das in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Menschen, die Zöliakie haben, entwickeln bei Verzehr dieses Proteins eine Immunantwort in ihrem Dünndarm. Durch diese Schäden im Darm kommt es zu Gewichtsverlust, Blähungen und Durchfall. Auch andere Organe, wie das Gehirn, Nervensystem, Leber und andere können betroffen sein, weil ihnen wichtige Nährstoffe fehlen. Bei Kindern kann dieser Zustand die Entwicklung und das Wachstum beeinflussen.
Es gibt keine vollständige Heilung für diese Krankheit, aber eine strenge glutenfreie Diät verhindert das Auftreten der Symptome. Die Ernährung kann auch zu einer allmählichen Heilung des Darms führen.
Quellen
- Cristofori F, Fontana C, Magistà A, Capriati T, Indrio F, Castellaneta S, et al. Increased Prevalence of Celiac Disease Among Pediatric Patients With Irritable Bowel Syndrome: A 6-Year Prospective Cohort Study. JAMA Pediatr. Apr 21 2014.
- Squires JE, Fei L, Cohen MB. Role of Celiac Disease Screening for Children With Functional Gastrointestinal Disorders. JAMA Pediatr. Apr 21 2014.
- Ludvigsson JF, Zingone F, Tomson T, Ekbom A, Ciacci C. Increased risk of epilepsy in biopsy-verified celiac disease: A population-based cohort study. Neurology. May 1 2012;78(18):1401-7.
- Rubio-Tapia A, Hill ID, Kelly CP, Calderwood AH, Murray JA. ACG Clinical Guidelines: Diagnosis and Management of Celiac Disease. Am J Gastroenterol. May 2013;108(5):656-76.
- Green PH, Cellier C. Celiac disease. N Engl J Med. Oct 25 2007;357(17):1731-43.
- Ludvigsson JF, Leffler DA, Bai JC, et al. The Oslo definitions for coeliac disease and related terms. Gut 2013; 62:43.
- AGA Institute. AGA Institute Medical Position Statement on the Diagnosis and Management of Celiac Disease. Gastroenterology 2006; 131:1977.
- Bai JC, Fried M, Corazza GR, et al. World Gastroenterology Organisation global guidelines on celiac disease. J Clin Gastroenterol 2013; 47:121.
- Rubio-Tapia A, Hill ID, Kelly CP, et al. ACG clinical guidelines: diagnosis and management of celiac disease. Am J Gastroenterol 2013; 108:656.
- Stenson WF, Newberry R, Lorenz R, et al. Increased prevalence of celiac disease and need for routine screening among patients with osteoporosis. Arch Intern Med 2005; 165:393.